Will drüben noch landen vor Nacht er an.
Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein,
Er braust auf rüstigem Roß feldein.
Aus den Bergen heraus, in’s ebene Land,
Weit hinter ihm schwindet so Dorf wie Stadt,
Der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.
In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus,
Die Bäume gingen, die Felsen aus;
Er hört in den Lüften der Schneegans Schrei;
Es flattert das Wasserhuhn empor,
Nicht andere Laute vernimmt sein Ohr;
Keinen Wandersmann sein Auge schaut,
Fort geht’s wie auf Sammt, auf dem weichen Schnee;
Wann rauscht denn das Wasser? wann glänzt der See?
Da bricht der Abend, der frühe herein,
Von Lichtern blinket ein ferner Schein.
Und Hügel schließen den weiten Raum.
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn,
Dem Rosse giebt er den scharfen Sporn.
Die Hunde bellen empor am Pferd,
„Willkommen am Fenster, Mägdelein,
An den See, an den See, – wie weit mag’s seyn?“
Die Maid, sie staunet den Reiter an:
„Der See liegt hinter dir und der Kahn.
Ich spräch’, aus dem Nachen stiegest du.“
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)