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und sprach zur Edelfrau: „Gnädige Frau, gestern ist meine einzige Tochter gestorben; sie war erst achtzehn Jahre alt und die Freude meines Lebens. Nun möcht ich gern um ihre schwarzen Locken einen Kranz von weißen Rosen flechten, da sie doch eine Braut des Himmels geworden. Vergönnt mir, daß ich welche in Eurem Schloßgarten breche, wo sie so schön und reichlich blühen!“ – „Was da!“ – fuhr sie die stolze Frau an – „einen Kranz von Nesseln magst du für dein Mädel binden! Rosen geziemen sich nicht für so gemeines Volk; die sind nur für unsers Gleichen!“ „Nun,“ – versetzte mit feierlichem Tone und einem klagenden Blicke zum Himmel die arme Pächterin – „so mögen denn Eure Rosen zu Todtenkränzen für Eure Töchter werden!“ – und verließ das Schloß. Aber ihren Wunsch hatte Gott vernommen. Noch vor Ablauf eines Jahres starben alle drei Töchter der Edelfrau, und jede trug im Sarg einen Kranz von weißen Rosen aus dem Burggarten. Und so lange das Geschlecht der Tegelsteiner[1] blühte, sah man jedesmal, wenn der Tod eines weiblichen Abkömmlings der Familie nahe war, den Geist der hochmüthigen Frau Anna um Mitternacht im Schloßgarten sitzen und einen Kranz von weißen Rosen flechten.

(Aus Al. Schreibers: „Sagen aus den Rheingegenden etc.“)


Auszüge aus Speths: „Constantzische dreibogige Ehrenporte etc.“ Constanz 1733 bei Conrad Waibel.


Constanz’s Ursprung.

Der Syndicus Dr. J. F. Speth beginnt seine unter dem Titel „Der in der Constantinisch-dreybogigen Ehrenporte Constantzisch- mit dreifachem Ruhm prangend- Glor- Sieg- und Ehr-reiche Creutz-Schild. Oder Dreitheilige Beschreibung der, nach Alter Red-Arth Beständig in der That, Edlen, Vöst- und Ehrsamen Stadt Constantz, etc. etc. erschienene Geschichte von Constanz folgendermaßen:


  1. Wo ihr Schloß am Bodensee liegt oder lag, habe ich nirgends auffinden können; vielleicht ist Tegelstein nur ein willkürlich ersonnener Name, wie eben in Bezug auf Lokalitäten H. Aloys Schreiber es nicht besonders strenge zu nehmen pflegte.
    Der Herausgeber.     
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_017.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)