Seite:Badisches Sagenbuch 025.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zu Costnitz war ein heißer Tag,
Die Sonn’ stand just im Krebsen;
Wohl mancher Pfaff bei Tafel lag
Oder gar bei seiner Kebsen.

35
Aus Böhmerland die Meister beid’,

Sie lagen in gar tiefem Leid,
Von aller Welt verlassen;
Im dunkeln Thurm
Bei Molch und Wurm,

40
In eisernen Ringen sie saßen.


Ha! ist das auch ein frei Geleit,
Geleit zum Scheiterhaufen?
O Zeit des Worts, o böse Zeit,
Worein wird Gott dich taufen?

45
Er wird’s in Feuer und dann in Blut;

Das alte Uebel heilt nicht gut,
Als nur durch’s letzte Mittel.
Die Asch verstäubt,
Die Wahrheit bleibt

50
Und bleibt im Ketzerkittel.


Hei! was ein frommer Mummenschanz
Zu Costnitz vor den Thoren!
Der Aberwitz hielt Wallfahrtstanz
Und schüttelte die Ohren.

55
Sie schwenkten manches Weihrauchfaß,

Sie räucherten ohn’ Unterlaß,
Bis daß man den Himmel nicht kannte,
Bis lichterloh
Wie leeres Stroh

60
Des Kaisers Wort verbrannte.


Aus Böhmerland die Meister beid’,
Wichen nicht von einander,
Sie hielten aus in Lauterkeit,
Zween treue Salamander.

65
Und als die Flamme höher fraß,

Bis sie an Hußens Herzen saß,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)