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nicht that, verdammten ihn die Väter als einen verstockten Ketzer zum Flammentode und opferten (am 6. Juli 1415) sein schuldloses Leben ihrer Verblendung und ihren gefährdeten Interessen.

(Siehe J. Bader’s „Badische Landesgeschichte“ S. 336. ff.)


Johann Huß.

Zu Costnitz, wo der alte Münster
In’s Frühroth seine Glocken schwang,
Da hallt im Thurme bang und finster
Des Armensünderglöckleins Klang.

5
Ein Scheiterhaufen ist geschichtet

Und in den Herzen loht der Zwist;
Der heilge Vater hat gerichtet:
Ein Ketzer stirbt zu dieser Frist!

Wer ist der Mann? Gebunden führen

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Sie ihn zum letzten Schmerzenpfühl,

Die Schergen nah’n, die Glut zu schüren –
Es wogt das Volk, ein bunt Gewühl.
Wer ist der Mann? Ich frag’ auf’s Neue,
Der solche Schmach erdulden muß?

15
Aus seinem Blick spricht keine Reue, –

Wer ist der Ketzer? – Johann Huß!

Und seine Schuld? Und seine Sünden? –
Er hat die Schrift geoffenbart,
Ihn trieb der Geist, das Wort zu künden,

20
Das ihm vom Herrn vertrauet ward.

Er riß die Bibel aus den Händen
Der feilgewordnen Priesterschaar;
Er riß die Götzen von den Wänden
Und stand, ein Lehrer, am Altar.

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Sein Wort, es war kein eitles Dreuen,

Es war kein nüchterner Gesang;
Die Rede war es eines Leuen,
Der siegreich mit der Hölle rang;
Es war der Zorn des Gotterkornen

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Der Trug und List verstummen ließ,
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)