Mein Siegesfest beginnt! Die müde Seele
Des Dulders schwingt, Erhabner, sich zu Dir!
Vergieb Du, milder als die Priester, mir!
O stärke mich zu meinem letzten Gange,
Daß ich, von Dir zu zeugen, nicht erbange!
„Ein hohes Amt hast Du für mich erkoren;
Ob Hölle selbst sich gegen mich verschworen,
Ich zage nicht, bin, Vater, bin ja Dein!
Der Sämann sinkt, die Saat bleibt unverloren,
Was er nicht erndtet, Herr, wirst Du verleih’n!
Ein Schwan wird einst auf Hußens Asche singen!
„O immer preist, ihr fernen Riesenberge,
Von euren Höh’n den Herrn mein Lobgebet;
In heilgem Boden ruhen Riesensärge,
Gen Himmel thürmt den Holzstoß! Auf, o Scherge!
Mein Seraph winkt, der vor Jehova steht!
Ich komm’, ich komme, will mein Opfer spenden,
Was ich vor Gott begann, vor Gott vollenden!“
Die Stunde schlägt, der Todeszug beginnt.
Durch alle Gassen fluthet roh die Menge,
Kein Seufzer schallt und keine Thräne rinnt.
Gefesselt wandelt Huß und Lobgesänge
Der Heimath nahe fleht er für die Horden,
Die, Gott zu ehren, seinen Herold morden.
Die Richtstatt winkt, umkreist von tausend Speeren,
Und aufgeschichtet harren Pech und Kien,
Und Aller Augen starren wild auf ihn.
Mit Teufeln mögen sie sein Haupt entehren,
Sein Ohr vernimmt des Himmels Harmonie’n!
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)