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Sie packen in Eil,
Des Fleischers Beil –

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Er ist verloren;

Da denkt er: es soll sie nicht frommen, die Thoren!

Zween Arme ja hat er, die fassen die Zwei:
„Und wollt ihr Ein Leben, so geb ich euch Drei!“
Er hält sie umspannt,

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Er drängt sie zum Rand’,

Er sendet die Blicke
Hinab zu dem schäumenden Rhein zu der Brücke.

Und schnell an’s Geländer, eh Andere nah’n,
Drückt er sie, die Ringenden, kräftiglich an;

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Mit ihnen hinein

Kopfüber zum Rhein
Mit keckem Schwunge
Sieht man ihn stürzen in tödtlichem Sprunge.

Die klagenden Feinde verschlinget die Fluth,

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Lang wiegt sie, lang trägt sie den Bürger gut,

Jetzt zeigt sie den Fuß,
Den Arm, wie zum Gruß,
Die Schultern, die blanken,
Das lockige Haupt und den Nacken, den schlanken.

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Da sucht ihn der Feinde Geschoß; doch der Rhein

Hüllt fromm in den Mantel, den grünen, ihn ein;
Er zieht ihn hinab
In’s festliche Grab,
Dort ruht er geborgen

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Vor feindlicher Schmach bis zum ewigen Morgen.


Dort schläft ohne Traum er den süßesten Schlaf,
Er weiß nicht das Loos, das die Heimath ihm traf:
Man trügt, man raubt
Ob seinem Haupt –

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Freiheit und Glauben

Die Märtyrerkrone wird Keiner ihm rauben!

Gustav Schwab.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)