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Er schwingt sich in den Nachen,

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Die Fluth trägt ihn davon,

Den Vater gut, den schwachen,
Vertritt der starke Sohn.
Der Gram um seine treue Maid,
Er wird zu grimmen Streichen,

35
Davon erliegt der Heid’.


In Beten und in Sehnen
Die Jungfrau harrt zu Haus,
Bis bei den Saracenen
Der lange Streit ist aus.

40
Es kehret heim der Kämpfer Schaar;

Sie schaut hinaus nach Einem,
Den wird sie nicht gewahr.

Der Herbstwind rauscht im Laube,
Der Apfel fällt vom Baum,

45
Es reift die dunkle Traube:

War Alles denn ein Traum?
Und endlich braußt der Wintersturm –
Herr Hug er liegt gefangen
Und wund im Heidenthurm.

50
Da hat der Jungfrau Hoffen

Recht wie ein Donnerstrahl
Die böse Kunde troffen;
Sie sitzet stumm im Saal.
Es kam der Freyer Schwarm herbei:

55
Die Hoffnung ist gestorben,

Doch lebt ja noch die Treu! –

Die Hoffnung ist gestorben,
Doch lebt ja noch die Treu:
Ob auch im Thurm verdorben

60
Des Ritters Jugend sey;

Man beut ihm Freiheit, Gold und Ehr’,
Wollt’ er vom Glauben lassen;
Das thät er nimmermehr.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)