Seite:Badisches Sagenbuch 058.jpg

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Er sendet glühend seine Blicke fort,
Die Alpenriesen vor ihm zu durchbrechen;
Sie aber stehen, düstre Warner, dort,

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Wie Schilde hebend ihre Gletscherflächen,


Ringsum in Wetter eingehüllt, daß schwer
Um ihren Leib die Wolken niederhangen;
Blutrothe Blitze zucken daraus her,
Als sei’s das Leuchten ihrer Gürtelspangen.

Levin Schücking.

¹) Meersburg ist sehr alt und schon der Name deutet darauf hin, daß die Stadt einem Leuchtthurme und den dabei erbauten Fischer- und Schifferhütten ihren Ursprung zu danken habe, da man diesen Thurm nur die Burg am Meere, Meeresburg, nannte. Im 14. Jahrhundert kam Meersburg an das Hochstift Constanz, nachdem es dem Welfischen Hause gehört hatte, vom Kaiser Friedrich I. eingezogen und zum Herzogthum Schwaben geschlagen worden war, woher es Bischof Eberhard von Waldburg entweder vom König Konrad IV. oder von Konradin erworben haben soll

²) Der Thurm, oder das hohe viereckige Gebäude, der älteste Theil des Meersburger alten Schlosses, ist jetzt von den übrigen Bestandtheilen desselben ganz umbaut. An diesem in fränkischer Bauart errichteten Thurme fand man die Buchstaben C. M. eingehauen, welche auf Karl Martell gedeutet wurden. Seit dem J. 1838 wohnt in diesem Schlosse der Freiherr von Laßberg, der verdienstvolle Beförderer altteutscher Literatur, welcher seine unschätzbare Bibliothek und Handschriftensammlung in dem feuerfesten Archivgewölbe der Bischöfe aufgestellt hat. (Siehe Universallexikon von Baden, S. 767.)


Johannes Heuglin in Meersburg.

Das unschuldigste Opfer von Denjenigen, welche für die gescheiterte Bauernempörung, in der Seegegend (1525) vorzüglich büßen mußten, war Johann Heuglin, den man wegen Abfassung der Sernatingischen Bauernartikel und Verkündigung ketzerischer Lehren öffentlich anklagte und sofort dem geistlichen Gerichte des Bischofs von Constanz übergab. Der gute Mann bekannte Alles getreulich, was er gelehrt hatte, leugnete aber trotz den Qualen der Folter standhaft, was man ihm andichtete, und weigerte sich entschieden gegen jeden

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)