Seite:Badisches Sagenbuch 070.jpg

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Du hascht Sporn und Stiefel an,
Daß Dich der Drach nit beisse kann!“

Aber Jackli fand seinen Trost darinnen, daß der Allgäuer an der Spitze des Spießes, der sieben Schwaben und des zu bestehenden Abenteuers stand, und sagte:

„Herr Schulz, der muß der Erschte seyn,
Denn ihm gebührt die Ehr allein.“

Schulz Allgäuer faßte sich ein Herz und sprach muthig, da es nun einmal in die unvermeidliche Gefahr ging:

„So zieht denn herzhaft in den Streit,
Hieran erkennt man tapfre Leut!“

Und so ging es in Gottes Namen und im Sturmschritt auf das Ungeheuer los, und als dem Schulzen das Herz boperte, konnte er sich seiner Angst nicht erwehren und schrie: „Hau hurlehau! hau! hauhau!“ Da erschrack der Haas und gab spornstreichs Fersengeld querfeldein, und lief was er laufen konnte. Jetzt rief Schulz Allgäuer freudiglich:

„Potz Veitli, luag, luag, was ischt dahs?
Das Ungeheuer ischt nur an Haas!“

„Haschtu gesehn? Haschtu gesehn?“ fragten sich nun die Andern unter einander. „Potz Blitz! Ein Ding, wie ein Kalb!“ rief der Blitzschwab. Der Nestelschwab thät seinen größten Fluch: „Mit Verlaub! Daß Dich das Mäusle beiß! Ein Thier wie ein Mastochs!“ „Oho!“ rief der Knöpfleschwab: „ein Helifant ist nur ein’ Katz gegen das Unthier.“ „Bygoscht,“ erwiederte der Allgäuer: „wenn das kein Haas gewesen, so weiß ich keinen Dreimännerwein vom Rachenputzer zu unterscheiden!“

„Nu nu!“ vermittelte der Seehaas: „Haas her, Haas hin! Ein Seehaas ist halt größer und grimmiger, als alle Haasen im heiligen römischen Reich.“ „Wie der Seewein sauerer und herber, als alle Weine im heiligen römischen Reich,“ spottete hinten der Gelbfüßler, und über diese Anzüglichkeit hätte ihm der Seehaas fast ein Paar Watschen gegeben, denn er fühlte sich in seinem Nationalgefühl verletzt.

Da nun das Abenteuer mit dem Ungeheuer von den sieben Schwaben so glückhaft bestanden war, wurden sie Eins, nunmehr von ihren Thaten auszuruhen und wieder friedlich heimzuziehen. Zuvor aber thu’ es Noth, ein Siegeszeichen zu errichten,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_070.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)