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das der Mit- und Nachwelt ihren Triumph auf ewige Zeiten vermelde. Da es nun unmöglich war, wie vor Zeiten tapfere Ritter gethan, die Drachenhaut in einer Kirche aufzuhängen, dieweil kein Drache sein Fell zu Markte getragen und der Haas in seinem Balg wohlbehalten entkommen war, so wurden die guten Gesellen dahin Eins, ihr Bärenfell und ihren Spieß als eine Trophäe in die nächstgelegene Kirche zu stiften, die hieß man hernach die Kapelle zum schwäbischen Heiland.[1] Dort wird wohl der Spieß noch hängen, das Bärenfell aber haben die Motten verzehrt, und die Sperlinge haben die Haare in ihre Nester getragen.

(Aus L. Bechsteins „Deutsches Mährchenbuch.“ Leipzig, 1845.)


Schwäbische Tafelrunde.[2]

Neun Schwaben gingen über Land
Zu einer Dornenhecken,
Allda der Jockel stille stand,
That Abenteuer schmecken.

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Es schlief ein Haas’ ganz starr im Gras,

Die Ohren that er recken,
Die Augen offen, hart wie Glas,
Es war ein rechter Schrecken.

Hätt’ Jeder ein Gewehr, gewiß

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Er wollt’s für’n Andern strecken;

So hatten’s all Neun nur ein Spieß,
Wer darf den Haas’ mit wecken?

Drum hielten’s einen Kriegesrath,
All Neun ganz einig schiere,

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Sie wollten thun ein kühne That

An dem grausamen Thiere.

All Neun an ihrem Schwabenspieß
Stehn mannlich hintreinander:
„Du Jockel, bist der vorderst gwiß!“

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Sprach Einer zu dem Ander.

  1. Siehe darüber S. 73 dieses Werkes.
  2. [73] Um einen richtigen Begriff von den Schwabenstreichen zu bekommen, muß man die „Abenteuer der sieben Schwaben“ lesen im „Volksbüchlein“ von L. Auerbacher, (München 1832) Seite 105–156 des 1. Theiles.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)