Seite:Badisches Sagenbuch 081.jpg

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Linzgau.
Pfullendorf.
Der rettende Brotlaib.

Im 13. bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts kam es oft vor, daß die Stadt Pfullendorf von den Kaisern, welche sich gar häufig in Geldverlegenheit befanden, verpfändet wurde. Dadurch entstand das unangenehme Verhältniß, daß die Gläubiger des Kaisers, selbst, oder durch Bevollmächtigte, die Reichssteuer und andere kaiserliche Einkünfte des Ortes verwalten und einziehen, auch das Amt des Stadtammanns versehen ließen, was zu vielen Verdrießlichkeiten zwischen dem Rath und der Bürgerschaft einerseits, und diesen Pfandgläubigern andrerseits Anlaß gab. Damit nun ein so mißlicher Zustand nicht wiederkehre, erwirkte sich die Stadt (1348) von Kaiser Karl IV. ein Privilegium , demgemäß sie nie mehr aus des Reiches Händen kommen oder verpfändet werden solle. Während Pfullendorf auf solche Weise bemüht war, sich von Innen und Außen Kraft und Ansehen zu verschaffen, nahte sich ihr unversehens große Gefahr. Die Ritter und Edelleute aus der Umgegend machten miteinander einen Anschlag, die Stadt unvermuthet zu überfallen und einzunehmen. Zu diesem Ende wollten sie sich ihr nächtlicher Weile von drei Seiten nähern und verborgen halten, bis früh Morgens die Viehheerde der Stadt aus die Weide getrieben würde, dann sollte der eine Haufe auf diese losgehen und sie wegnehmen, die beiden andern aber, während die Bürger zur

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_081.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)