Seite:Badisches Sagenbuch 085.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

söllichen Gense umbfliegend, als lang bis einsmals ein Ganß in ein Gezenk und Kampf ym vom Geschicht ab syeme hals etlich rysse gemecht und Zouberey ym in einem tüchlin angestrickt.“ –

Es ist gut, daß Meister Michel hier nur vom Hörensagen referirte!

(Siehe Walchners „Geschichte der Stadt Pfullendorf.“ S. 154.)


Das große Faß im Klosterkeller von Salem.

Mancher hat vielleicht schon den schönen Keller der ehmaligen Cisterzienserabtei Salem besucht, den die Sorgfalt seiner Großh. Hoheit des Markgrafen Wilhelm mit edeln Sorten des Seeweins zierte, von dessen Trefflichkeit man sich früher keinen Begriff machen konnte.

Es wurde ihm da wohl auch das große Faß gezeigt und angegeben, um wie viele Fuder dieser Kellerriese einst größer gewesen sey.

Aber Derjenige hat wohl schon manches graue Haar, welcher etwa von einem alten Laienbruder, oder ehmaligen Studenten der Reichsabtei gehört hat, daß es um die Frohnfasten oder in der Adventszeit nicht richtig im Keller sey und daß nicht etwa eine neugierige Ratte, sondern ein leibhaftiges Gespenst in den Winkeln wie auf Sandalen umherschleiche und an den Reifen des Fasses kraze. Die Geschichte des Gespenstes aber ist folgende. –

Zur Zeit, als der Abt von Salmannsweiler noch nicht gnadiger Herr hieß, sondern ehrwürdiger Vater, war der Pater Großkellner eine fast eben so angesehene Person, als der Prälat; denn einen guten Wein nach den Horas trank jeder Mönch gerne, vom Novizen bis zum Prior. Da baute einmal ein Pater Großkellner ein Faß, so groß, daß man den Keller erweitern mußte, es unterzubringen, und füllte es mit den Zinsweinen und Gülten des besten Jahrganges, der seit langer Zeit erlebt wurde. Nur wenn es Duplex war, in hohen Festzeiten, füllte er daraus die steinernen Krüge der Mönche, aber die Schlüssel zum Keller trug er stets sorgfältig bei sich.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)