Bäuchlings streckt er nun die Glieder
Auf des Fasses Wölbung nieder,
Wie der Vampyr lechzt nach Blut;
Saugend in die durst’ge Leber
Blüthenhauchumwallte Fluth.
Ha, wie saugt er, ha, wie schnaubt er!
Immer tiefer senkt das Haubt er
Selig aus die Arme breitend –
Aber, ach! dem Rand entgleitend,
Stürzt er in des Fasses Meer.
Lange hielt dafür der Orden,
Bis der Kellermeister starb,
Offenbarend dem Konvente,
Als er nahm die Sakramente,
Wie der Arme einst verdarb.
Lauschen schaudernd seinem Munde:
„Heimlich hab’ ich ihn verscharrt,
Unsers Kellers Ehr’ zu wahren
Und den edlen Wein zu sparen …“
Unentdecket blieb die Leiche.
Nachts im Keller, sagt man, schleiche
Nun der Meister auf und ab,
Nie der Strafe Last entbunden,
Auf geweihter Statt ein Grab.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_089.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)