Seite:Badisches Sagenbuch 096.jpg

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Poppelius, der bald darauf das Genick brach, und seither die Gegend durch seine Spukereien beunruhigt, deren wir einige hier angeben wollen.

Er stellt sich an den Wiesenbach an den schmalen Steg und wartet, bis Jemand hinübergeht; – puff! versetzt er diesem einen Stoß, daß er in das kalte Bad stürzt, und macht sich mit gellendem Gelächter davon.

So lange das Dreschen Winters über in der Nachbarschaft dauerte, mußte jeden Abend nach der Betzeitglocke ein Knecht in die Scheuer gehen und laut ausrufen: „Nicht zu wenig und nicht zu viel!“ sonst warf Poppele zum Zeitvertreib alle Garben durcheinander, um den Leuten neue Arbeit zu machen.

Ebenso wurde zur Sommerszeit vor dem Ausfahren gerufen: „Wir wollen selbst anspannen,“ sonst war Poppele gleich bei der Hand, die Ochsen und Pferde verkehrt einzuspannen.

Wenn er guter Dinge war, so unterhielt er sich oft damit, die Räder vorbeifahrender Kutschen und Wagen so lange zu sperren, bis er durch Fluchen verjagt wurde. Dieß soll selbst der Aebtissin von Ummenhausen begegnet seyn, als sie zur Herbstzeit das ihrem Kloster zugehörige Rebgut bei Oehringen besuchen wollte. Sie wurde äußerst lange am Fuße des Berges von Poppele aufgehalten, weil sie aus Frömmigkeit ihrem Kutscher nicht erlauben wollte, zu fluchen. Am Ende mußte sie doch die Erlaubniß dazu geben, nur um wieder vom Fleck zu kommen.

Mit Glas- und Eierträgern soll Poppele sich gerne unterhalten und z. B., sobald ihm ein solcher begegnet, sich am Wege in einen Stock oder Baumstamm verwandelt haben. Wollte nun der Träger ausruhen und seinen Rückkorb an einen solchen Klotz lehnen, so wich und verschwand derselbe augenblicklich, der Korb fiel auf Boden, Eier und Gläser brachen in Scherben, und aus der Luft verspottete noch ein schallendes Gelächter den armen Betrogenen.

Auch den Thorwächter von Radolphszell hatte Poppele oft zum Besten. Um Mitternacht nämlich kam er zum Thore der Stadt, ahmte den Ton des Posthornes nach und lockte dadurch den Wächter aus dem Bette zum Oeffnen. Kaum war aber dies erfolgt, so machte sich Poppele hell auflachend aus dem Staube.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)