Seite:Badisches Sagenbuch 117.jpg

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aber erhob sich blutiger Streit wegen des Erbes von Küssaberg. Es wurde zerrissen und gerieth zum größten Theile in die todte Hand. So hat das Schicksal den Uebermuth seines Günstlings gerächt.

Dr. Joseph Bader.


Die Burgfrau von Balm.

Dem Kloster Rheinau gegenüber, nicht weit von Jestetten, lag einst das feste Schloß Balm, von einem uralten Geschlecht bewohnt. Lutz von Balm, der im dreizehnten Jahrhundert dort lebte, führte lange ein wüstes Leben, bis er einst in einer Fehde so übel zugerichtet ward, daß er nur noch am Stabe gehen konnte. Er schien jetzt den Jugendrausch ziemlich ausgeschlafen zu haben, und heirathete ein Fräulein aus dem Thurgau. Kunigunde war, wenn auch keine der schönsten, doch gewiß eine der tugendreichsten Frauen ihrer Zeit; sie hielt streng auf Zucht und gute Sitte im Hause, und half, wo sie konnte, der Armuth und der Noth. Aus Erbarmen nahm sie eine adelige Jungfrau, Namens Amina, zu sich, deren Vater als Friedensbrecher geächtet worden war, und die jetzt keine Zuflucht wußte als das Kloster, wozu sie jedoch wenig Neigung in sich verspürte. Amina war schön und verschlagen; sie gewann bald die Neigung des Burgherrn, der Alles aufbot, ihre Gunst zu erwerben. Amina wußte das Netz so klug zu weben, daß sich Lutz ganz darin verstrickte. Sie ließ ihn merken, daß sie nicht unempfindlich sey, betheuerte aber zugleich, sie werde ihr Herz nie verschenken ohne ihre Hand.

Von dem Ritter war der alte böse Geist zwar gewichen, aber er schlich noch immer in seiner Nähe herum und harrte des Augenblickes, da er ihn wieder in seine Gewalt bekommen möchte. Dies geschah jetzt, und Lutz brütete bald über allerlei Anschlägen, um in den Besitz des schönen Fräuleins zu gelangen. Zuletzt faßte er den Gedanken, die treue Hausfrau heimlich aus dem Wege zu schaffen, und verschob die Ausführung der schrecklichen That nur noch, bis Kunigunde ihr Knäblein entwöhnte, welches sie selbst stillte. Dann wurde das Werk der Finsterniß so heimlich vollzogen als möglich; die Burgfrau

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)