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Fähnlein dem Grafen zu übergeben, vor ihm niederzufallen, ihr Unrecht zu bekennen etc. dieß wollten sie aber nicht thun etc.

(Aus der handschriftlichen Chronik des Heinrich Hug von Villingen.)


Der kühne Sprung.

Landgraf Max von Stühlingen, der 6½ Schuh hoch war, besaß eben so große Gewandtheit als Stärke. Die lange Treppe im Schlosse zu Stühlingen sprang er in drei Sätzen hinab und ihm fiel es nicht schwer, die wildesten Pferde zu bändigen, indem er sie beim Schweif packte und rasch seitwärts wendete. Während eines Gelages auf demselben Schlosse ging er mit dem Freiherrn von Wartenberg die Wette ein: er mache sich anheischig, eher auf seinem Roß als Dieser auf dem seinigen zu sitzen, obgleich er dem Freiherrn, wenn derselbe in den untern Stock gekommen, noch im obern an der Treppe Antwort geben wolle. Nachdem der Wartenberger verabredetermaßen die Antwort erhalten hatte, eilte er vor das Schloß, wo sein Rappe, wie auch des Stühlingers Schimmel, aufgezäumt standen, und siehe! der Landgraf saß bereits wohlgemuth im Sattel seines riesigen Pferdes. Er war nämlich aus einem Fenster des oberen Stockwerks herunter auf den Schimmel gesprungen und hatte somit durch diesen tollkühnen Streich die Wette gewonnen. Noch heutigen Tages zeigt man das Fenster; und ein Hufeisen des Schimmels, so groß wie eine Suppenschüssel, ist lange Zeit im Zeughause zu Donaueschingen aufbewahrt worden.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrgang 1837.)


Gespenst bei Schwaningen.

Auf einem Stege bei Schwaningen im Schwarzwalde läßt sich in den heiligen Nächten ein gespenstiger Mann sehen. Ein Bauer des Ortes, welcher einst um Mitternacht aus dem Wirthshause

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_121.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)