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zu Oberwangen heimkehren wollte und betrunken war, wurde vor dem Geiste gewarnt, schrie aber in seinem Rausche, er wolle bald mit ihm fertig werden, und machte sich keck auf den Weg. Als er an den Steg kam und das Gespenst auf demselben stehn sah, schlug er aus Leibeskräften mit seinem Stocke darnach, ward aber von ihm am Finger gepackt, eine halbe Stunde weit gegen Dillendorf geschleppt und dann bewußtlos auf dem Felde liegen gelassen. Als er nach einiger Zeit wieder zur Besinnung kam, fand er seinen Finger, woran das Gespenst ihn geschleppt hatte, kohlschwarz geworden und so blieb er’s auch bis zu seinem Tode, der nicht lange darauf erfolgte.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1837. S. 68.)


Das Bonndorfer Glöckchen.

Zu Bonndorf auf dem Rathhaus
Da hängt ein Glöckchen fein,
Das ist vom puren Silber
Und ist’s auch werth zu seyn.

5
Und wie hinauf gekommen

Das köstliche Metall,
Und wem sein Klang soll dienen,
Will ich berichten all.

Schloß Tannegg an der Wuthach, –

10
Jetzt liegt’s in Trümmernacht –

War einst der bange Zeuge
Von einer langen Jagd.
Es deckte Schnee die Fluren,
Hell schien die Sonne drein,

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Das lud die junge Gräfin

Zum Jagdvergnügen ein.

Durch dunkle Tannen glänzte.
Der letzte Sonnenstrahl,
Da stiegen Nebelwogen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)