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Komm’, theile meine süße Ruh
Und horche meinem Liede zu.“

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Schon ist’s um sie geschehen,

Er zieht sie in den Teich;
Die Sinne ihr vergehen,
Im Arm sie ruht ihm weich:
Sie theilt mit ihm sein Reich in Ruh, –

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Stumm horchend seinem Liede zu.
Aarau. Wagner von Laufenburg.
(Originalmittheilung.)     


Die Kaisertanne im Schwarzwald.[1]

Tief im Schwarzwald, in den Tannen,
Ragt gewaltig hoch ein Baum,
Seine Arme aus sich spannen
Weithin dort in heil’gem Raum.

5
Uralt ist er; – kann wohl zeugen

Von der Zeit, die Großes sah;
Unter seinem Dach herrscht Schweigen,
Als ob ihm noch Hohes nah’.

Schreitest du an seine Stätte,

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So durchzieht’s dich wunderbar,

Als ob da gehorstet hätte
In der Kron’ ein Königsaar.

Und so ist’s; – drum solcher Segen
Liegt noch auf der Tanne heut;

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Darum Sonnenschein und Regen.

Heut noch neue Kraft ihr beut.

Darum ragt sie über alle,
Schauet weit zur Ferne aus;
Darum kam sie nie zu Falle

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In dem Sturm- und Wetter-Graus.

  1. Im Albthal oberhalb Schloß Hauenstein.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)