Seite:Badisches Sagenbuch 132.jpg

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sind ihm gehorsam und gewärtig gewesen, und haben also ihr Zeit mit grossem Andacht, und härtem Leben und Werken vertrieben.

Sie haben ouch angefangen, ihnen ein hülzin Haus zu machen, dieweil dieser Zeit noch das Ort der Welt gar unbekannt gewesen und in zweien Meilen ringsherumb kein menschliche Wohnung gesein ist. Und wie sie der Vatter jeglichen in Sonderheit zu der Arbeit, die jedem kuntlich was, zu thuen befohlen und geordnet, hat sich keiner gesperrt, sonder haben all mit großem Fleiß gewirkt und gehorsamet. Was sie auch überkommen haben mit ihr Arbeit, das ist ihnen alles gemein gewesen, wie denn von den heiligen Aposteln und Jüngern Christi auch geschrieben sieht: „Et erant illis omnia communia.“ Es ist geordnet von dem Vatter, daß sie acht Stund Gott gedient und gebetet haben, acht Stund haben sie gearbeitet, und acht Stund geruwet. Darzu haben sie ein hülzin Bethüslin gemacht mit der genannten Behausung, uf das Ort, da jezt Sankt Nikolaus Capell stat. Wie sie nun das gebauwen hatten, da hat es sich begeben, daß auch viel frommer Leut gewesen sind ußerhalb von ihnen gesessen, die von ihrem strengen und seligen Leben gehört haben, und sich ihrer viel zu ihnen gethan und ihr Ordnung angenommen und ihr Leben bei ihnen verschlissen. Und wie sie sich also gemehret und das ein gute Zeit gewähret, da hat es sich begeben, daß einer unter ihnen Kuntschaft gehäbt hat, wie die Oerden in andern Wildnussen angefängt haben, und ihn beducht, an einem sölichen Ort auch sämliches füglich zu thuend. Da haben sie etlich der Aeltisten us ihnen geordnet und geschickt ad Diocesanum, einem Bischof zu Konstanz, und den angesprochen und gebeten von wegen der Brüder an der Alb gemeinlich, wie sie versammlet seyen, zu verwilligen und zu geben den Orden und Regel Sancti Benedicti. Das hat nun ihnen der Ordinarius bewilliget und zugelassen, und den Orden bestättiget und sie in sein Bistumb und geistlich Gehorsam, Schuz und Schirm ufgenommen.

Zu dieser Zeit ist kein Papyr noch Pergament bey ihnen gebrauchlich gewesen, sonder haben müessen schreiben uf etliche Bäumrintchen, die dan darzu zu bereiten gesin sind. Derselbigen Büechen hat man noch vor der Brunnst in der Liberey

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)