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Tüffenstein zerbrochen ward, ain vnderhaltung vnd behausung gemacht an dem Urbach, in dem Bilsteinflue genannt, vnder Urberg. Da sol er sich etlichs zeits erhalten haben und darauß aber angriffen, geraubt vnd genomen, was er hat mögen ankhomen. Es sagen auch die vmbsässen, das noch guette anzeigung sige in diesen felsen, das es ain zimliche bewonnung gewesen syg. Als nun diser von Tüffenstein nit hat wellen nachlassen, do ist von dem graffen von Hapspurg verordnet, das täglich vff jn ghalten ist worden. Da het es sich begeben, das ain einziger Reutter an der Alb vff in gewartet und gehalten, der hat jn erstochen.“

(Neuenzell, das jetzige Pfarrdorf Unter-Ibach, liegt vom Amtsorte St. Blasien 1½ Stunde südwestl. entfernt, in einem engen Seitenthale – Obiger Aufsatz ist ein in Jos. Bader’s Fortsetzung von Pahl’s „Herda“ (1. Band, neue Folge, Seite 93 ff.) abgedruckter Aufsatz aus dem liber originum monasterii S. Blasii des Abts Caspar vom Jahr 1550, in ächt altschwarzwäldischer Schreibart.)


Die Nixen vom Schluchsee auf der Hochzeit.

Zwei Schwestern, zwei Nixen vom Waldschluchtsee,
So duftig wie Thau, so zart wie der Schnee,
So leicht, wie die Nebel verwehen –
Die hüpften zum Vater, dem Alten so grau:

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„Ach Väterchen, laß uns hinab in die Au,

Zur Hochzeit möchten wir gehen!“

Der Alte nickte das bärtige Kinn
Und sprach: „Ihr Töchterlein, geht nur hin,
Und laßt es euch baß behagen;

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Doch, kommt ihr zurück nicht zu rechter Zeit,

Eh’ die Unke ruft und der Schuhu schreit,
Hat’s Sterbestündlein geschlagen.“

Da hüpften die Nixen zur Grotte hinein,
Zu heben den Putz aus korallenem Schrein,

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Und aus der kristallenen Truhe:

Ein seegrün schimmerndes Festgewand,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_143.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)