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Unfern von den grünen Wiesen,
Die hindurch ein Bach sich schmiegt,
Sich die Brüder niederstießen,

20
Wo die schmale Stelle liegt.


Drum verweilet tiefe Trauer,
Weilet immer grausend da, –
In den Lüften Geisterschauer,
Wo die blut’ge That geschah.

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Jährlich an demselben Tage

Flammen werden zwei gesehn;
Mit dem mitternächt’gen Schlage
Gräulich hört man dort es gehn.

Und die Flammen kommen wieder

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Wo geschah der Brudermord,

Bis sich gegenseitig Brüder,
Retten einst das Leben dort.

König Ludwig von Bayern.


Die Burgfrau von Hauenstein.

 I.
Von der Burg zu Hauenstein
Zieht der Herr hinab zum Jagen,
Läßt im Haus die Frau allein,
Ohn’ ihr seinen Gruß zu sagen.

5
Und er zieht mit finsterm Muth

Fort und fort auf raschem Pferde,
Ob sich in der Morgengluth
Nicht sein Gram verlieren werde.

Von dem Schloß treibt’s ihn davon,

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Aus des schlimmen Weibes Nähe,

Lange, lange wünscht er schon,
Daß er nimmermehr sie sähe.

Und so will[1] er auf die Birsch,
Fängt der Tag kaum an zu grauen,


  1. [496] Seite 147 Vers 2 von unten statt „will“ lies „eilt“.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_147.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)