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Endlich will das Kühne wagen

Einer armen Wittwe Sohn,
Daß der kranken Mutter Klagen
Stillen mag der reiche Lohn.

Und des Nachts, ohn’ längres Weilen,

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Eilt er aus der Wohnung fort,

Und wo Tags die Schlangen weilen,
Legt er Reißig um den Ort.

Tags darauf, als sie sich recken,
Dehnen in dem Sonnenlicht,

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Eilet er, ihn anzustecken,

Und rasch auf die Flamme bricht.

Rings sind sie von Glut umzogen,
Ringsum loht und brennt der Wald;
Und das Feuer hat erflogen

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Hoch des Schlosses Giebel bald.


Buhlend hält die Frau umfangen
Da der Knecht, der schlimme Wicht;
Wie auch zischen Glut und Schlangen,
Sie allein nur hören’s nicht.

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Doch zum Fensterbogen schauen

Flammen schrecklich nun herein:
Können’s Niemand wir vertrauen,
Wollen selbst wir Rächer seyn!

Und die glüh’nden Arme schlingen

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Sie mit Macht um ihren Leib,

Und in tiefen Qualen ringen,
Schmachversühnend Mann und Weib.

Doch die Flammenzungen schlagen
Immer wilder um das Haus,

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Bald in’s Thal die Trümmer ragen,

Rings Entsetzen nur und Graus.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)