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Augen unbeweglich anstarrte. Mit unverwandtem Blicke staunte der Mann eine geraume Zeit diese wunderbare Erscheinung an, als plötzlich, wie weggewischt, Kohlen und Kröte in den Boden versanken. – Als er das, was er gesehen, bei seiner Nachhausekunft erzählte, sagte man ihm, daß er eine so schöne, sich selten ereignende Gelegenheit, reich zu werden, nicht hätte unbenutzt vorbeigehen lassen und sich ohne alle weitere Umstände der Kohlen und Kröte hätte bemächtigen sollen. Jene Kohlen seyen ein Haufen Gold gewesen, den der Böse in Gestalt einer Kröte bewacht hätte, welcher aber leicht durch Bekreuzigungen und passende Sprüche zu vertreiben gewesen wäre.

So erzählen noch Mehrere, die jenen Bürger gekannt hatten.

J. A. Rueb.


Der gespenstige Pfaff.

Ein Mädchen von Badisch-Laufenburg mußte eines Abends noch spät nach dem eine halbe Stunde entfernten Dorfe Murg gehen. Es war heller Mondschein. Unfern des Dorfes, bei dem Kirchhof, erblickte sie eine schwarzgekleidete Mannsgestalt, die das Gesicht von der Straße abgekehrt und ein Buch unterm Arm hielt. In der Meinung, es wäre der Pfarrer von Murg, der noch so spät zu einem Kranken gerufen worden sey, grüßte sie höflich. Langsam wendete sich die Gestalt mit einem Gesichte wie Schnee so weiß, nickte ihr dankend zu und verschwand dann plötzlich. Das augenblickliche Verschwinden und das leichenblasse Angesicht des vermeinten Pfarrers machten dem guten Mädchen federleichte Füße, und außer Athem kam sie an dem Orte ihrer Bestimmung an, wo man sie fragte, was vorgefallen wäre. Sie erzählte; allein lachend erwiederte man, daß sie ohne Furcht hätte seyn sollen, denn die ihr erschienene Gestalt wäre der gespenstige Pfaff gewesen, der oft spät Abends im Mondschein dort spazieren gehe, doch nie Jemanden etwas zu Leide thue; sondern blos wenn man ihn anrede, mit dem Kopfe nicke und sogleich verschwinde. Ohngeachtet dieser beruhigenden Erklärung wollte sie doch nur mit einem Begleiter den Rückweg antreten. – So erzählen noch Viele zu Laufenburg und Murg.

J. A. Rueb.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)