Sitzt dem Bruder gleich an Bleiche.
Weh! und aus des Todten Kehle
Steigen Laute, halb verloren:
„Was beraubst du meine Seele,
„Ja, ich zeuge diesem Frommen,
Daß mein Erb’ ihm zugefallen;
Gib zurück, was du genommen,
Laß getrost in’s Grab mich wallen!“
„Nimm dein Gut, Herr, und das meine,
Meinen Athem nimm, mein Leben!
Und behalte neu das Deine!“
Doch es wandte sich die Leiche
Sehnte sich, die müde, bleiche,
Wieder in die Ruh’ der Särge.
Wie des Abendlichtes Streifen,
Wie vom Mond zwei blasse Strahlen,
Bis sie in den Wald sich stahlen.
Und vom schrecklichen Gerichte
Eilet Landolf heim zum Rheine
Mit erbleichtem Angesichte,
Setzt das Kloster ein zum Erben
Seiner reichen Doppelhabe,
Neigt das Haupt zum sanften Sterben,
Ruhr beim Bruder bald im Grabe.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)