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Der Höllenhacken.[1]

Der Mond erglänzet helle
Wohl überm blauen Rhein;
Die sanften Wogen laden
Zur stillen Fahrt noch ein.

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Säckingen liegt so stille,

Hart an des Stromes Bahn,
Mit seinem hohen Dome,
Mit seinem Kloster dran.

Da wandeln aus dem Garten,

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– Schon Alles ist zur Ruh’, –

Ein Mönch und eine Nonne
Dem nahen Ufer zu.

Sie halten sich umfangen
Als wie zum Liebesbund;

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Sie herzen und sie küssen

Sich auf den rothen Mund.

Sie steigen in ein Schifflein,
Gelehnt an’s grüne Bord;
Das Ruder faßt die Nonne

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Und schifft in Eile fort.


Wie nun der Mönch auch koset,
Sie drauf kein Wort mehr spricht;
Wie er auch küßt und herzet,
Sie achtet dessen nicht.

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Sie schifft nur sonder Rasten,

Sie wird so stark und kühn,
Bis weitab schon die Wellen
Den Nachen rißen hin.

Da schlägt von wilden Wogen

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Ein Brüllen an ihr Ohr;

Da fährt aus seinem Tändeln
Erschreckt der Mönch empor:


  1. [174] Name einer Stelle des Rheins, der hier in gewaltigen Schaummassen über Klippen herunterstürzt, in der Nähe von Rheinfelden. Schon viele Schiffe sind allda verunglückt. So wurde am 28. August 1462 – berichtet u. A. auch Wurstisen’s Chronik von Basel – ein mit reichen Kaufmannsgütern beladenes Schiff, worin sich, außer einer Menge von Einsiedeln zurückkehrender Wallfahrer, mehrere adelige und geistliche Herren befanden, vom Strudel erfaßt und an den Klippen zerschellt, wobei alle sechzig Passagiere das Leben einbüßten. Man nennt diese gefährliche Stelle auch „das Gewild“.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)