Und de hesch mi Sege nit, und schuldig bisch du dra.“ –
„Muetter,“ erwiedert der Simme, „soll Euer Sege verscherzt sy,
Z’Stette[1] sitzt e Werber, und wo men uffeme Berg stoht,
Lütet d’Türkeglocke an allen Enden und Orte.
Bluet um Bluet, und Chopf um Chopf, und Leben um Lebe.
Färbt mi Bluet e Türkesäbel, schuldig sin Ihr dra!“
„Du vermessene Chind, se nimm sie, wenn de sie ha witt!
Aber chumm mer nit go chlage, wenn’s der nit guet goht.“ –
’s isch nit nöthig gsi. Sie hen wie d’Engel im Himmel
Mit enander g’lebt, und am verborgene Sege
He, sie hen jo z’lezt vo’s Meiers grasige Matte
Selber die schönsti g’meiht, ’s isch Alles endli an Stab cho,
Und hen Freud erlebt an frumme Chinden und Enkle. –
Thüent jez d’Räder weg, und Jergli, der Haspel ufs Chästli!
Und so hen se ’s gmacht, und wo sie d’Räder uf d’Site
Stellen, und wen go, und schüttle d’Agle vom Fürtuech,
Seit no’s Vreneli: „So ne Gotte möchti wohl au ha,
Wo eim so ne Rad chönnt helfen und so ne Rösli.“
’s chunnt uf ’s Rädli nit a. Der Fliß bringt heimlige Sege,
Wenn de schaffe magsch. Und hesch nit ’s Blüemli im Buese,
Wenn de züchtig lebsch und rein an Sinnen und Werke?
Gang jez und hol Wasser und glitsch mer nit usen am Brunne!‘“
Vetter, wo simmer doch echterst? Bald glaubi, mer seige verirret.
’s schlacht kei Uhr, me hört ke Guhl; es lütet ke Glocke;
- ↑ Pfarrdorf Stetten, eine halbe Stunde von Lörrach.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)