Woner no Burechnecht bim alte Statthalter gsi isch.
Chrusi Löckli het er gha und Auge wie Chole,
Backe wie Milch und Bluet und rundi chräftige Glieder.
Er am Vreneli au, doch isch er numme der Chnecht gsi. –
Nei, wie macht’s, und nei, wie schüttet’s! Bringet der ’s Chrüsli
Und e Ränftli Brod dezue? Jez sitzet und loset! –
Vor fünfhundert Johren, i ha’s vom Aetti erfahre,
Drunter ischs und drüber gange, was me cha sage,
Rich isch richer worden an Geld, an Matten und Hochmueth,
Arm isch ärmer worden und numme d’Schulde hen zuo gno.
Menge brave Ma hets nümme chönne prestiere,
Mengi hen si zsamme grottet zwische de Berge.
Z’letzt het no der Friede ne Pack Maroden im Land glo,
Gföhrli Volch mit Schwerd und Büchse, listig und unheim;
’s sin bitrüebte Zite gsi, Gott well is biwahre!
Hus und Schüre gha und Stiere, ’s wärich ke Tropfe
Wasser uffene gstanden, und uf de Matte vo Farnau
Bis go Huse Tensch an Tensch und Schmehlen an Schmehle
Het der Uehli gmeiht, und ’s Heu uf d’Egerte heimgfüehrt;
Here Ländere git; im Welschland isch er so worde.
Hätt em der Statthalter z’Schopfe nit ’s Vreneli endli zur Frau ge,
’s Vreneli voll Verstand, und wie der Morge so lieblig:
’s het’s ke Magd im Hus bis Betzit chönnen erlide,
Und me git em ke Brot, se seit me doch öbben im Friede:
„Helfich Gott!“ – Er nit! „I will der ’s Bettle verleide!“
Het er gseit, „und gang, wils Zit isch! Flieh mi der Teufel!“
Und die arme Lüt hen’s Gott befohlen, und briegget.
Het der Uehli gmetzget, und het er gwurstet bis z’Obe:
Het er z’Nacht si Chrüegli glüpft bim brotene Ribbli.
„Vreni, gang in Cheller,“ und: „Vreni leng mer z’trinke!“
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_207.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)