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Gschwore hesch, und jo, wenns Zit isch, sterbe mer alli,
Und der Uehli au, doch loß du lebe, was Gott will,
Und denk an di selber und an die chünftige Zite.
So blibsch nit wie de bisch, und so ne Lebe verleidet.

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Bisch nit im Land deheim, und hesch nit Vater und Muetter?

Oebbe möchtsch au heim, den erbsch en ordeli Güetli
In der Langenau, und gfallt der e Meidli, de hättschs gern,
Ischs bim Aetti nit Nei, de chasch no Stabhalter werde.
Nimm, wie müeßts der werden, an so ne Missethat z’denke,

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Und mi ’s Here Stab mit bluetige Hände z’regiere!

Halts im Uehli z’guet! Si Grobheit nimmt für en Ehr uf,
’s isch zwor keine gsi, doch denk au, aß er mi Ma isch!
Schlacht’s nit z’Schopfen Oelfi! ’s isch Zit, se sag mer, witt folge?“
Aber der Friederli stoht, er stoht in schwere Gidanke,

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Und het d’Auge voll Wasser, und möcht gern schwetzen, und cha nit.

Endli bricht em’s Herz: „Nu jo denn, wenn d’ mer e Schmutz gisch!
Bhüetdi Gott der Her, und jo, i will mi bikehre.
Buebe, jez packet uf, mer wen im Friede verlieb neh!
Göhnt e Paar uf d’Möhr und schießet näumen e Hirzli!“

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Seits, und goht in Wald, und lueget an Himmel und briegget,

Bis si d’Sternen ins Morge-Liecht tunken, und drin verlösche.
Endli goht er au, doch luege mengmol enander
D’Mannen a, und sage: „Was fehlt doch echterst im Hauptma?“
Aber ’s Statthalters Tochterli lit jez bim Uehli und stoßt en:

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„Schnarchle mer doch nit so! Me cha jo nit nebe der schlofe!“

Und der Uehli zuckt und streckt sie: „Vreni, wie isch mer?“ –
„He, wie wird’s der sy?“ – „I ha ne bluetige Traum gha.
Vreni, ’s goht nit guet, i ha mi selber seh metzge.
Hen sie mi nit verstochen, und in der Büttene brüeihet,

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Mittem Messer gschabt? De glaubsch nit, wie’s mer so weh thuet!“

Aber ’s Vreneli seit: „He, ’s macht nüt. Chunnt der nit mengmol
Oebbis für? Jez isch es d’Sau, drum hesch di seh metzge.“
Aber ’s Uehli’s Schlof isch us und schweri Gidanke

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)