Seite:Badisches Sagenbuch 232.jpg

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oder wenn er hilflos unter brennenden Schmerzen sein theures Leben verseufzen müßte!“ schloß Helena, und fing an zu weinen.

„Welche Unthat!“ rief Burkhard, indem er wie zur Rache die Faust hob. „Aber hattet ihr denn keine Knechte mit euch?“

„Wohl, zwei begleiteten uns; ihr Widerstand war jedoch fruchtlos.“ entgegnete schluchzend Helena.

„Gott tröste euch!“ ermuthigte Adelgunde; „Doch könnt’ es noch möglich seyn, daß euer Gemahl von den freigebliebenen Knechten gerettet wurde.“

„O Gott, wäre dem so!“ rief Helena aus und faltete die Hände.

Burkhard, welcher der Erste im Zuge war, blieb plötzlich stehen. „Habt ihr das Lichtlein da drinnen nicht gesehen?“ frug er seine Begleiterinnen kaum hörbar.

Helena und Adelgunde schreckten zusammen. Ein wunderlich gestaltetes Männlein stand unfern von ihnen im Dickicht, und während es ein gar helles Lichtlein in der Hand empor hielt, winkte es mit der andern freundlich den erschrockenen Wandlern zu. Sie würden aber sicherlich der Lockung nicht gefolgt seyn, wäre nicht in mäßiger Ferne hinter ihnen ein Rauschen hörbar geworden, mit menschlichen Stimmen untermischt.

„Mein Gott, sie verfolgen uns!“ jammerte Adelgunde. Immer freundlicher und emsiger winkte das Männlein; immer näher kam der Lärm. „Es mag ein guter Geist seyn,“ sagte dann entschlossen Burkhard, „wir wollen ihm folgen. Meine Mutter hat mir oft von jenen Erdmännlein erzählt, die den Menschen, welche ihnen vertrauen, kein Leides thun.“ Er schritt beherzt voran. Die Damen hingen sich fest in seine Arme und folgten ihm. Vor einem Felsen blieb das Männlein stehen, und indem es mit der Hand daran pochte, öffnete sich ein schmaler Gang, und hinein in das Innere der Steinwand, die sich sogleich wieder verschloß, traten die Drei, voraus das Männlein mit der kleinen Leuchte.

Ein Wasser, hell und munter rauschend, floß durch die Höhle. Zu beiden Seiten erhoben sich, glänzend von buntem Lichtstrahl, wunderlich gebildete Steinmassen. Burkhard und seine Begleiterinnen fühlten ein unheimliches Bangen, als sie die Höhle

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_232.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)