Seite:Badisches Sagenbuch 246.jpg

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Ein romantischer Fußpfad führt von dem Dörfchen Kleins-Kems über diesen Felsen nach dem Pfarrdorfe Istein, an einer idyllisch gelegenen Mühle vorbei. Dieser Ort ist eine Grundherrschaft des Freiherrn von Freistädt und durch vorzüglichen Weinbau bekannt. Von da zieht sich eine majestätische Felsenwand, durch welche – ein bewunderungswürdiges Werk – der Tunnel der Freiburg-Baseler Eisenbahn führt, dem Rheine nach abwärts. In dieser Felsenwand ist auch die Wallfahrtskirche zu St. Veit eingehauen.

Nahe bei dem Isteiner Klotz steht die bereits erwähnte Felsenmühle, welche noch an folgende Sage erinnert:

Als zu Ende des 17. Jahrhunderts die Franzosen von Zeit zu Zeit durch Ueberfälle und damit verbundene Plackereien die dortigen Rheinbewohner ängsteten, floh ein schönes, aber armes und schutzloses Mädchen in finsterer Nacht zu der Stätte, wo jetzt die Felsenmühle steht, verbarg sich daselbst in einer Kluft und ward allnächtlich von der heiligen Jungfrau, deren Hülfe sie angefleht, mit Speise und Trank versorgt, bis die Gefahr vorüber gegangen war. Zum Danke dafür stiftete die fromme Jungfrau späterhin das Bild ihrer Retterin in die Wallfahrtskirche.

Fromme reine Mädchen sollen von diesem Gnadenbilde stets mit einem himmlischen Gruß bewillkommt und ihnen ein glückliches Loos bedeutet werden.

(Vergl. Pfarrer J. Schneider’s Werkchen: „Das Badische Oberland.“ etc. Lörrach, 1841.)


Bürgeln.

„Z’Bürglen uf der Höh,
Nei, was cha me seh!
O wie wechsle Berg un Thal,
Land un Wasser überal,
Z’Bürglen uf der Höh!“

(Hebel.)

Auf einer waldumkränzten Abdachung des mächtigen Blauen, nicht weit von Obereggenen, erhebt sich das stattliche Gebäude, eine ehemalige Probstei des Stiftes St. Blasien und blickt mit wehmüthigem Ernst in die reglebendige Gegenwart hinaus. Das schöne Schloß mit seinen bildergeschmückten Sälen und Zimmerreihen, das eine der entzückendsten Fernsichten gewährt, ist je zur Hälfte Eigenthum des Großherzogs und eines wohlhabenden Bauersmanns, bei welchem man gastliche Aufnahme und Bewirthung findet.

Ueber die frühere Geschichte Bürglens erzählte mir ein Freund Folgendes:

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_246.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)