Sie stehn, ein Bild der Schwestertreu,
Wenn Donner kracht,
Vereint voll starker Macht.
Wer aber malt des Vaters Schmerz?
Und wer die Qual,
Die scharf das treue Mutterherz
Die Lüfte wehn Jahrhundert’ fort
Durch Flur und Kluft,
Noch steh’n, im Sonnenlichte dort
Neun Linden hehr im Duft.
Wie sie weithin um sich schauet,
Einer hohen Fürstin gleich;
Frühe, wenn der Morgen grauet,
Bis der Abendhimmel thauet,
Aber nicht mit Freudeblicken
Läßt ihr Auge sich herab;
Wo sich stolz die Reben schmücken,
Aehren sich an Aehren drücken –
Nimmer zieht’s in Gottes Namen
Hin vor ihren Felsenthron;
Denn die Frommen, die einst kamen,
Beten jenseits längst ihr Amen,
Keiner will sie ehrend schützen,
Niemand schmükt mehr ihr Gewand;
Unter Stürmen, Donner, Blitzen,
- ↑ Früher zahlreich besuchtes Wallfahrtskirchlein auf einem der drei höchsten Gipfel des Kaiserstuhles, 1564 Fuß über dem Meere.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_278.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)