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Muß sie bangvergehend sitzen,

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Klagend um der Krone Stand.


Arme Frau! Wenn alle weichen,
Bleibt dein Sänger vor dir stehn,
Wird mit deines Falles Zeichen
Erd’ und Himmel stumm vergleichen,

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Und mit Wehmuth niedersehn.
Eduard Lynker.


Auf dem Hexenberge am Kaiserstuhl.

Finstre Zeiten lagen drückend
Auf der Wahrheit sanftem Licht,
Ihren goldnen Tempel schmückend,
Nahte lang ihr Herold nicht.

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Aberglaube, Pfaffenränke

Wohnten düster weit und breit,
Hingen sperrend am Gelenke
Und am Wendepunkt der Zeit.

Hexen fuhren in den Lüften,

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Uebten tückische Gewalt;

Teufel hausten in den Klüften
In verschiedenster Gestalt.
In die Hütten und Paläste
Trug sich ihre Zauberei,

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Die Beschwörung war das Beste,

Denn der Mönch bestund dabei.

Es beweint noch die Geschichte
Schuldlos hingewürgtes Blut,
Das zum Malefizgerichte

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Jener Zeiten Wahnsinn lud.

Und sie schlichtete den Zweifel,
Gab uns Kunde laut und klar,
Daß ein Trugbild nur der Teufel
Und die ganze Hexenschaar.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_279.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)