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Die Kind’ hab’ ich zerrissen,
Dafür zerreißt er mich.“

Der Eckart sprach: „empfinden
Mußt du so schwere Last,

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Weil du nicht rein von Sünden

Und schwer gefrevelt hast;

„Daß du den Mann wirst schauen,
Ist auch gewißlich wahr;
Doch magst du mir vertrauen,

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So krümmt er dir kein Haar.“

4.

Da stand der Eckart von der Erden
Und trat herfür an’s helle Licht.
Er zeigt mit traurigen Gebehrden
Sein hochbekümmert Angesicht.

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Da fehlt dem Burgund Kraft und Muth

Den Blick des Mannes auszuhalten,
Den Adern sein entweicht das Blut,
In Ohnmacht ist er festgehalten.

Es stürzen ihm die matten Glieder

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Von neuem auf den Boden nieder.

„Allmächt’ger Gott!“ so schreit er laut,
„Du bist es, den mein Auge schaut?
Wohin soll ich vor dir entfliehn?
Mußt du mich aus dem Walde ziehn?

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Dem ich die Kinder hab’ erschlagen,

Der muß mich in den Armen tragen?“

So klagt Burgund und weint im Sprechen,
Und fühlt das Herz im Busen brechen,
Er sinkt dem Eckart an die Brust,

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Ist sich sein selber nicht bewußt. –

Der Eckart leise zu ihm spricht:

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_297.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)