Seite:Badisches Sagenbuch 321.jpg

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seyn, mein Schatz! – Die Jungfer aber antwortete ihm, roth werdend: Wo denkt Er hin, Herr? Ich bin ein blutarmes Ding; Er mit seinem Reichthum würde sich schön für mich bedanken! – Das war ein kurzer Diskurs, denn das Mädel lief in’s Haus hinein, und der Kronenwirth setzte seinen Weg fort. Er hatte jedoch von Stund an allerlei Käfer im Kopf und es pressirte ihm nicht mehr halb so arg nach Elzach.

In dem Kopf und dem Gemüth der Demuth war Alles so anständig aufgeräumt und in Ordnung, wie sich’s für ein wohlbestelltes Haus gehört. Indessen hat eine jede Jungfer im Herzlein eine verborgene Kammer, wo sie ihren kostbaren Hausrath aufhebt, den nicht alle Leute, und wärens die besten Nachbarn, sehen dürfen. Darum weiß ich auch nicht zu sagen, ob die Demuth ferner des Kronenwirths aus Kandern viel gedachte, oder nicht, und warum sie so erschrecklich verlegen und blöde that, als eines Morgens – kaum waren drei Tage seit seinem ersten Vorbeiritt verstrichen – der stattliche Herr abermals sein Rößlein vor ihres Vaters Thüre anhielt. Anreiten, anhalten, die Gerte wegwerfen, aus dem Sattel springen und das Mädchen geradezu um den Leib nehmen, war freilich Eins, und so geschwind geschehen, daß der leichtsinnigste Bube während dessen kein Vaterunser fertig gebracht hätte. Wahrhaftig: ein sittsames Mädel mußte darüber furchtsam und bleich werden und schier eine Ohnmacht kriegen. Bevor jedoch die Ohnmacht kam, wollte Demuth den frechen Menschen heftig von sich stoßen und fragte dabei: was fällt Ihm ein, Herr? – Wie er aber hierauf antwortete: Ich komme, mein Wort zu halten, Schätzlein mein; hab’ mich zu Elzach frei und ledig gemacht, und Du sollst meine Frau werden oder keine im Badischen Land! – da ward es ernst mit der Schwachheit, und Demuth lag ihm auf einmal schneeweiß und hinsinkend wie ein herbstlich Blatt vor den Füßen, und zum Unglück kam der Vater dazu, und außer sich vor Zorn, und die Mutter weinte, ohne zu wissen warum, auf der Thürschwelle und die Geschwisterte schrieen, daß schier die Nachbarschaft, so entlegen sie auch war, zusammengelaufen wäre. Doch was sag’ ich: zum Unglück? Unter rechtschaffenen Leuten gehts nicht böse und wild her, und rechtschaffene Vorsätze dürfen sich keck überraschen lassen, und der

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_321.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)