Seite:Badisches Sagenbuch 323.jpg

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sollte, und der Amtsrevisor und der Pfarrer waren schon eingeladen, gestern kriegte die Trommel ein Loch. Wenn ich als ein armer Sünder im Haus der Eltern von selbiger Hurrle ankam, so waren die alten Leute doch noch einmal so bestürzt und so unaufgelegt, schwätzten schier kein Wort, und die Verwandten machten saure und süße Gesichter durcheinander, je nachdem ihnen die Sache vorkam, von der sie alle schon wußten; aber ich wußte davon kein Wort. Das Alles fiel mir auf, und wenn ich auch meine schöne Hochzeiterin hätte darum fragen wollen, so war sie selber doch gar nicht da. Aber im Hause ging ein gewaltiger Sturm hin und her, Thür auf, Thür zu, als schössen sie mit Kanonen; Trepp’ auf, Trepp’ ab, Purr, purr, rumpum! Und der Sturm war die Hurrle, die einen Spektackel trieb, ärger als die Hexen auf dem Heuberg; gab ihren Geschwistern und dem Gesind ein schlechtes Wort, ja, eine Ohrfeige nach der andern, und zankte und wetterte, was gibst du, was hast du! Die Eltern zitterten wie das Laub am Baum, und die Leute sammt und sonders kamen schier um vor Schrecken als mit Einemmal die Stubenthür aufplatzt, und das wilde Weibsbild hereinschreit: Daß ihr’s wißt! ich nehm’ ihn nicht, und er läuft mir lang gut, und wenn ich den Müller nicht kriege, so bringen mich nicht vier Pferde nach Kandern, und ich heirath’ dann absolut gar nicht, und geh’ in’s Kloster. Punktum! –

Das muß ein grobes Mensch seyn! sagte der Vater der Demuth zwischen hinein und schnupfte eine lange bedenkliche Prise Taback. Die Demuth meinte indessen still für sich: Die Hurrle sei um ihrer Aufrichtigkeit willen nicht genug zu loben. Dasselbe meinte der Kronenwirth allerdings, denn er sagte ferner: Ein Anderer hätte sich gottsträflich verzürnt, denn ein Jeder weiß doch, daß er seinen Basen werth ist, oder er glaubt es wenigstens. Aber bei mir war’s umgekehrt. Es ist doch zuweilen ein Plaisir, wenn Einem so ein hoffärtig Thier gerade heraussagt, das es Einen nicht will. Darum lachte ich die wilde Katze gar freundlich an – zum erstenmal – machte einen netten Kratzfuß, und sagte ihr: Liebe Jungfer, warum nur um Gotteswillen so hitzig und feindselig? Sie könnte ein Gallenfieber oder eine Verkältung riskiren, und der

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_323.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)