Seite:Badisches Sagenbuch 324.jpg

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Müller von Kandern möchte doch ein gesundes und fröhliches Weiblein haben. Das denk ich mir, weil er mein Schulkamerad und alter guter Freund ist, und demnach ist es dumm von ihm gewesen, daß er selber mir nicht den Zinken gesteckt hat, und war doch bei meinem Abschied gegenwärtig, und begreif’ ich erst jetzt, warum er aussah, als wolle ihm ein zentnerschwerer Stein das Herz abdrücken. Mir auch, liebe Jungfer, hat bis daher ein Brocken auf dem Herzen gelegen, nicht viel kleiner als das Freiburger Münster, und Gottlob, jetzt ist er herunter gefallen, ohne daß ich mit Gewalt habe anthun müssen, Ihr zu sagen, daß wir uns eigentlich nicht zu einanander schicken, und daß ich Sie nicht heirathen kann, auch mit dem besten Willen nicht. Sei Sie bedankt, daß Sie mir zuvorgekommen ist, und bleiben wir gute Freunde allezeit! – Ich bot ihr die Hand; aber die giftige Krott nahm sie gar nicht an, denn jetzo hatte ich ihre Eitelkeit blessirt, und wenn sie mich schon nicht will, so wird sie mir doch in ihrem Leben nicht vergessen, daß mir ihr Korb ganz recht und erwünscht gewesen. Indessen kam auch der Müller Florian herein – der Spitzbube war schon seit vorgestern im Städtel, versteckt weiß Gott, wo; – und nun ging’s an die Eltern, und die gaben ihr Jawort, um nur dem Handel ein Ende zu machen. Der Vater sagte dann zu mir: Ich muß mich vor Ihm schämen, Kronenwirth! – Aber ich antwortete ihm gelassen: Behüt’ Gott! die Reihe, sich zu schämen, ist an andern Leuten, und will’s Gott, wird’s nicht so gar bös ausfallen. – Dem Müller jedoch gab ich einen Riffel, daß er nicht sein Maul bei Zeiten aufgethan. Hätte mir viel Unlust ersparen können, und ich war etwa schon ein paar Tage der Hochzeiter dieses artlichen Jüngferleins hier. –

Es ist wohl Keiner unter unsern geneigten Lesern, der daran zweifeln wird, daß der Kronenwirth die Demuth zur Frau bekam. Er wollte es einmal absolut; die Eltern hatten nichts darwider, im Gegentheil, und der Demuth war’s mehr als recht. Auf diese Manier ist eine Sach’ gleich bei einander. – Nicht lang, und die Leutlein dutzten sich. Demuth sagte: Ich hab’ dich recht lieb, Jakob! – Und er sagte: Demuth, du bist mir über Alles in der Welt! – Du hast so

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_324.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)