Seite:Badisches Sagenbuch 329.jpg

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um ihre Liebe zu ihm zu probiren. Mit Gottes Hülfe hat das arme Lamm alle diese Pein sanftmüthig und christlich ertragen, und ihr Sach dem Himmel anheim gestellt. So sind demnach ihre Verleumder verhofft, der Wustel von einem Mann ist in sich gegangen und hat sich zur heiligen Meß belehrt, und wenn die standhafte Frau nicht vom Papste heilig gesprochen worden ist, so hat sie’s doch wenigstens verdient, und unser Herr-Gott im Himmel wird das Versäumte nachgeholt haben.

Nun redet aber der Teufel aus dem Müller, ohne daß derselbe recht davon weiß, und sagt er zum Kronenwirth: „Jakob, du hast eine rechte Frau; aber das könntest du mit ihr doch nicht durchführen, was der Edelmann aus Engelland.“ – Hierauf antwortet der Jakob im freventlichen Uebermuth: „Was gilt’s ?“ – Und der Andere macht: „Denk’ wohl, ein Fuder Extra-Kastelberger könnt’s thun.“ – „Topp, Hand her!“ sagt wieder der Jakob und setzt einen Trumpf darauf: „Noch einmal ein Fuder wett’ ich, daß du in alle Ewigkeit nicht Herr in deinem Hause wirst!“ – Der Müller, der sich schämte, nahm die Wettung gerade deßhalb auf; denn um ihre Schande zu verdecken, stellen sich zuweilen die Schwächsten an wie Riesen. – Sonst vergißt man wohl am andern Tag, was am Abend zuvor beim Wein geredet worden; jedoch die Beiden vergaßen’s leider nicht. Es wird sie beide genug gereut haben, denn man soll Gott und Menschen nicht versuchen, aber die Mannsbilder sind eben eigensinnig und stätig wie die Maulesel. Zufällig war der Müller einer der eigensinnigsten und Jakob hatte noch einen härtern Kopf als der Müller.

Frau Demuth verstand schon gar nicht, warum ihr Mann sie nicht von ihren Eltern abholte, wie er jederzeit zu thun pflegte; aber als sie nach Hause kam, und ihres Jakobs ganz verändertes Benehmen inne werden mußte, wußte sie gar nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Er war einsilbig, unruhig, besah sie kaum, und dann nur mit mißliebigen Augen. In seinem Leben hatte er zu ihr noch nicht so trotzig geredet, wenn er ja einmal den Mund aufthat, und alle ihre Fragen deßhalb beantwortete er nur wie ein brummender Bär, der sein Teutsch verlernt hat. Kein „Grüß Gott!“ kein „Dank Gott!“ kein Schmützle, kein „Gut Nacht, Schatz!“ oder „Guten Tag, liebe

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)