Seite:Badisches Sagenbuch 331.jpg

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es wird einmal verlöschen. Die Liebe jedoch erlischt nie! Gott, der Herr, macht da selber kein Ende: denn die drei Dinge sind Gottes selber. Verstehst Du mich ?“ – Ich will will meinen, daß Demuth den Engel verstand; denn sie hatte den rechten Glauben, ohne Mißtrauen, die Hoffnung ohne Kleinmuth, die rechte Liebe, ohne Sünd’ und Eifersucht. Und weil sie eben deßwegen voraussetzte, daß ihr Jakob dieselben drei Dinge haben müsse, so gut, wie sie, so hielt sie eben eisenfest an ihm und dachte: „Ich glaube ja an seine Liebe, und will ihn nicht durch Zorn und Argwohn kränken; ich hoffe fest, daß er wieder umkehren werde zum Guten, und ich liebe ihn so sehr, daß es ja unmöglich ist, was Anderes zu erwarten.“ – Das, ihr Männer und Weiber! kann nicht eine Jede, aber es hat auch nicht eine Jede die drei Dinge.

Der böse Feind war seinerseits auch nicht ruhig. Wie mit vier Händen hatte er auf die Frau eingedroschen. Zuerst sagte der Kronenwirth eines Tags zu ihr: „Du ziehst mir Bettelvolk in’s Haus, und verschwendest meine Sach’. Gib alle Schlüssel heraus; ich will schon selber für die Wirthschaft sorgen!“ – Das schmerzte, aber Demuth gab die Schlüssel und war fromm und still wie bisher. – Bald darauf schnaufte der Mann: „Du verdirbst mir die Kinder, sie sind mein Blut und sollen wachsen nach meinem Kopf!“ – Nahm ihr die Kinder und that sie zu seiner Schwester nach Schliengen. – Das war grausam, aber Demuth nahm ihr Herz in beide Hände, und dachte: wie Gott will; der Mann ist mein Herr und der Engel bei den Kindern. – Dann endlich schwätzte der Kronenwirth einmal recht grob und wüst, und sprach: „Du verdirbst mir Tag und Nacht und Trunk und Mahl mit deinem kläglichen Gesicht, und ich hab’ dich in Verdacht, als klagest du deinen Eltern unnützes Zeug vor, mich zu verläumden, und ist doch alles deine Schuld. Ich verbiete dir, deine Eltern zu besuchen und ihnen zu schreiben, oder es geht nicht gut!“ Das war heidnisch, aber Demuth betete in ihren Aengsten: „Du sollst Vater und Mutter verlassen, und ihm folgen.“ – Gleich darauf schlug der Kronenwirth, dem selbst bei der Sache bange wurde, denn er konnt’ es schier nimmer verheben, dem Faß den Boden aus und schnarchte sie an: „Ich kann dich nimmer gut

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_331.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)