Seite:Badisches Sagenbuch 333.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sie ist eine nichtsnutzige Person, aber wegen des Lärms und Spektakels hätt’ ich’s gern, und Ihren Jakob möcht’ ich gar zu gerne steinigen oder wenigstens im Zuchthaus sehen!“ – Die Demuth ist anfänglich bei diesen Reden verhofft, ist dann bald weiß, bald roth geworden, hat dann geschluchzt und geweint, die Hände gerungen und gejammert; aber endlich hat sich ihr Gewissen ermannt, und so antwortete sie, als die Versucherin das Maul hielt, derselben, wie sich’s gehörte: „Gott vergebe dir, denn du weißt nicht, was du redest. Aber ich rathe dir, von meinem Manne zu schweigen, denn ich darf solche Schandreden nicht hören, als ein frommes Weib, und wenn Er’s hören sollte, so möcht’ es dir bös heimkommen!“

Und so geschah’s zur Stunde. Denn aus der Krone trat Jakob, geputzt wie an seinem Hochzeitstage, einen mächtigen Blumenstrauß im Knopfloch, und vom Thore her kamen zwei schön aufgemachte Wägen, mit des Kronenwirths besten Gäulen bespannt, und die Fuhrleute hatten farbige Bänder auf den Hüten und an den Geißelstecken, und in den artlichsten Feierkleidern saßen auf den Wagen die Eltern und Geschwister der Demuth und ihre Kinder. Jakob lief herbei und umarmte sein Weib, indem er zu ihr sagte: „Ich habe ein schlechtes Spiel gespielt und es mit meines Herzens blutigem Kummer bezahlt, wenn ich auch gewann mit Gloria. Verzeihe mir, mein Schatz, um meiner eigenen Leiden willen! Für mich, den Sünder, sollen hier bitten und betteln unsere Kinder – die Kinder sprangen in Demuths weit offene Arme – und deine Eltern und Geschwisterte, die von nun an nicht mehr von hinnen gehn werden. Hab’ ich ihnen nicht das Haus neben dem meinigen gekauft? Will ich sie nicht halten und heben und versorgen, wie meine eigenen Eltern, Brüder und Schwestern?“

Die Hurrle brauchte nicht mehr. Mit sieben Messern im Herzen ging sie heim. Die Demuth brauchte auch nicht mehr, um zu verzeihen, denn die wahre Liebe hört nie auf, wie schon gesagt worden. Der Jakob sagte darauf seelenvergnügt zum Florian: „Mein Fuder Wein hab’ ich gewonnen, und dein vermaledeites Buch im Backofen umgebracht. Jetzt aber verdiene du dein Fuder und leg’ deinem Hausteufel Zaum und Gebiß an, wenn du Schneid hast[1].“


  1. Vorlage: dast
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_333.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)