Seite:Badisches Sagenbuch 335.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Athem eilt er mit dir an dem jenseitigen Raine hinauf und erst bei den dort liegenden, weitläufigen Wirthschaftsgebäuden der Wiedertäufer, dort unter den hohen Ulmen, scheint ihm Muth und Ruhe des Gemüthes zurückzukehren. Selbst von mannigfachen Gefühlen ergriffen, bist du ihm beinahe verschlossen für die Umgebungen gefolgt; jetzt an dem Thore der Wiedertäufer, das die schlanke Dirne dir aufschließt, erfragst du die Ursache jenes scheuen Benehmens. „Ach! lange, lange stand er jeden Abend an der Oeffnung des Grabens, der Unglückliche!“ – erwiedert der Alte – „der arme Christian, ein schöner frischer Bursche aus dem Thale da drunten! Ihn hatte der Böse verblendet, daß er nimmer ruhen konnte, verborgenes Gold in jenen verschlungenen Gängen zu suchen, bis er zuletzt wahnsinnig sich von den Menschen lossagte, in der Geisterstunde unter den Trümmern rastlos, mit unbegreiflicher Verwegenheit umherstöberte und, wenn der Morgen dämmerte, ohnmächtig in den dumpfigen Höhlen zu Boden sank. Eine kalte Winternacht endete das traurige Leben, aber noch immer irret sein Geist klagend unter den verwitterten Hallen des Schlosses umher!“

(Vergl. Max von Ring’s: „Malerische Ansichten der Ritterburgen Teutschlands.“ Section Baden, 1. Heft.)


Der Ritter von Schwarzenberg.

Der alte Kaspar hatte schon frühe seine Hütte verlassen, um auf einigen ihm zugehörigen Bäumen Kirschen zu brechen. Er war früher Knecht des Herrn von Schwarzenberg gewesen, und hatte sodann von ihm ein Stückchen Feld erbeten, das er urbar machte und worauf er sich eine Hütte baute. Selbst ein Leibeigener, hatte er die brave Tochter eines anderen Leibeigenen geheurathet und von ihr drei bildschöne Kinder erhalten. Das älteste war ein Mädchen, die zwei jüngeren waren Knaben. Diese hatten den Vater nun begleitet und waren mit ihm auf die Bäume gestiegen, um Kirschen zu brechen. Erst nach einigen Stunden kam die Schwester mit dem Morgenessen nach und wurde alsbald von den Brüderchen mit lautem Jubel begrüßt. Sie kletterten schnell herunter und nahmen ihr Körbchen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_335.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)