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Ausgang des Hauses Zähringen.

Herzog Berthold V., wegen seines Geizes und seiner Grausamkeit „der Mann mit dem steinernen Herzen“ genannt, war überall gefürchtet und gehaßt, am meisten aber von den Burgundischen Großen, die er mehrmals besiegt hatte, und streng unter seiner Botmäßigleit hielt. Aus Rache verleiteten sie nun seine Gemahlin, eine geborene Burgunderin, die aus der früheren Ehe des Herzogs stammenden zwei Prinzen zu vergiften. Das Verbrechen wurde ausgeführt, aber entdeckt, und Berthold ließ die ruchlose Stiefmutter enthaupten. In seinem unversöhnlichen Zorne beging er von nun an eine Reihe blutiger Gewaltthaten und verließ endlich das unselige Burgund, diese Mördergrube seines Stammes, und bezog die Burg zu Freiburg, wo er in so düsterer Verschlossenheit lebte, daß kaum die heiterste Gesellschaft die Wolken seines Unmuths zu verscheuchen vermochte. Ja, immer härter, immer tyrannischer wurde sein Herz. Man floh ihn, wie einen Verbündeten des Teufels. Wittwen und Waisen hatte sein unersättlicher Geiz um Hab’ und Gut gebracht; seine Grausamkeit ließ seine gefangenen Feinde unmenschlich martern und verstümmeln und zuletzt kam es so weit, daß er seine eigenen Diener schlachtete, um ihr Fleisch zu verzehren. Und als ihn der Tod endlich auf das Sterbelager geworfen, befahl er noch einem Vertrauten, all’ seine Schätze an Gold und Silber in Einen Klumpen zu zerschmelzen, damit sich die lachenden Erben darüber blutig schlügen. Aber so vielen Lastern und Verbrechen folgte auch eine schreckliche Strafe. Der Herzog wurde in einen Berg am Meere verbannt, wo er noch heutigen Tages seine Sünden abbüßt.

(Siehe J. Bader’s: „Das Breisgauische Freiburg und seine Umgebungen etc.“ Freiburg, 1838. Herder.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_357.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)