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Der versteinerte Herzog.
(Nach obiger Sage.)

Es wüthet der Herzog; er rauft sich das Haar,
Zerfleischt sich die Lippen mit Bissen;
Da liegen die Söhne, das blühende Paar,
Das ihm noch die erste Gemahlin gebar,

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Durch Gift aus dem Leben gerissen.


Wer hat sie gemordet? – Sein zweites Gemahl;
Gern lieh den Burgundischen Großen,
Die Berthold gezüchtigt mit siegendem Stahl,
Stiefmütterlich sie sich zum rächenden Strahl,

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Zu knicken die fürstlichen Rosen.


Zwar fehlt’s an Beweis; doch der Rasende glaubt
Allein dem Burgundischen Hasse;
Sein Stamm ist entlaubt und der Sprossen beraubt,
Drum fällt auf dem Blocke der Herzogin Haubt,

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Mag’s Volk sich empören in Masse!


Wohl flieht ihn die Ruh’ von derselbigen Stund,
Doch nähret sein Herz nur noch Tücke
Statt Reuegefühl in dem innersten Grund;
So zieht er, verfluchend das falsche Burgund,

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Auf Zähringens Burg sich zurücke.


Dort lockt ihn zuweilen das schmetternde Horn,
Im lustigen Forste zu jagen;
Kein Schweiß doch erstickt ihm den glühenden Zorn,
Und heller noch schürt ihn der goldene Born

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Bei zechender Gäste Gelagen.


Die Adern der Stirne von grimmigem Drang
Stets bleiben sie drohend geschwollen;
Sie glättet kein Scherzen, kein Spiel und Gesang,
Im Kreis seiner Augen wird Jedem es bang

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Vor ihrem entsetzlichen Rollen.


Bald fliehen die letzten der Gäste sein Haus;
Doch aus der unheimlichen Stille

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_358.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)