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das Collegium einer Durchsuchung zu unterwerfen. Unversehens erscheint also der Hauptmann Beil mit etwa 20 Musketiren im Jesuitencollegium, durchspäht sorgfältig alle Gemächer, Zellen und Schlupfwinkel desselben und findet endlich – Waffen in großer Menge; aber was für! Pappendeckelne Panzer, Schilde und Helme und hölzerne Lanzen und Schwerter, alle zu nichts anderem tauglich, als zum Theatergebrauch. Dennoch hatten sie den Jesuitenfeinden Stoff zur Verläumdung gegeben. Diesen spielte nun der Hauptmann einen Streich. Er eilte zum Obersten und rief: „Waffen, Waffen hab’ ich gefunden bei den Jesuiten, und zwar einen solchen Vorrath, daß ihn wegzuführen, wohl zwei große Wägen erfordern wird.“ Da hierauf der Kriegsoberste zu wüthen und zu drohen anfing und die Neider schon frohlockten, trat der Hauptmann mit dem wahren Sachverhalte hervor und verwandelte so den Zorn des Obersten in ein schallendes Gelächter.

Julius Leichtlin.
(Siehe „Freiburger Wochenblatt“ 1827. S. 134.)


Die Gebeine des heiligen Alexander.

Die Gebeine dieses Heiligen, des Schutzpatrons der Stadt Freiburg, die in einem besonderen Sarge in einer eigenen Seitenkapelle des Münsters ruhen, wurden im Jahre 1650, als Papst Innocentius X. das dreizehnte Jubeljahr feierte, von Rom hierhergebracht. Die hocherfreute Stadt ließ dieselben auf’s Köstlichste fassen. 40,000 Perlen und 20,000 Granaten sollen nebst acht Pfund reinen Goldes hiezu verwendet worden seyn. Auch sieht man an den Fingern des Heiligen schätzenswerthe geschnittene alte Steine als spätere Geschenke.[1]


  1. Diese Reliquien wurden von einem Freiburger Bürger, Georg Schächtelin, von Rom bis in seine Vaterstadt auf seinem Rücken getragen. Zum Andenken dessen las man früher auf einer Denktafel an der St. Alexanders Kapelle:

    „Im tausend siebenhundert Jahr,
    Und achte noch darneben,
    Zugleich der zwölfte Aprillen war,
    Da schloß den Lauf das Leben,
    Georg Schächtelin, der beständig Rath,

    [385]

    Von acht und achtzig Jahren,
    Wohlweis, fürsichtig in der That,
    Herzhaft in allen Gefahren.
    Er wurde vor der Kapellen hier
    Zur Dankbarkeit begraben,
    Den Leib St. Alexander wir
    Durch ihn empfangen haben.
    Auch aller Zünften heil’ge Gebein,
    Vor fünfzig Jahr zu sagen,
    Hat er auf’m Rücken ganz allein
    Von Rom heraus getragen. u s. w.

    (Siehe Dr. Heinrich Schreibers „Geschichte und Beschreibung des Freiburger Münsters.“ Freiburg, 1820. Herder.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Karlsruhe: Kreuzbauer und Kasper, 1846, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_384.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)