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und Föhren bewachsen, entgegen; zwei der höchsten dieser Kuppen, die einander diesseits und jenseits gegenüber stehen, heißen „der Hirschsprung“; denn ein gehetzter Hirsch soll einmal von einem dieser Gipfel über die Schlucht hinweg zum andern hinüber gesprungen seyn.

²) Diese von ausfluglustigen Breisgauern und Fremden zahlreich besuchte Höllenwirthschaft ist das Gasthaus zum Sternen im hintersten Theile des Thales, hart an der Steige, die hinauf sich die Poststraße nach Neustadt windet; der treffliche Markgräflerwein und die unvergleichlichen Forellen, die man hier aufgetragen erhält, machen alle Schauer dieser Hölle leicht vergessen. Nahe daran bildet der von Breitnau her zwischen ungeheuren Granitblöcken sich die Bahn brechende Ravennenbach einige höchst malerische Fälle.

³) Auf der Steige kommt man an den Ueberresten der Verschanzungen vorbei, welche in den ersten Monaten des Jahres 1814 von den Alliirten hier angelegt wurden, als es noch ungewiß war, ob der große Zauberer Napoleon nicht wieder ein frisches Bündniß mit dem Glück oder Teufel schließen und einst seine Heerschaaren hier durch wieder in das Herz Deutschlands führen werde. Auf der Höhe der Höllensteig angelangt, genießt man wieder freie Aussicht auf die umliegenden Berge, unter denen des Feldbergs ehrwürdiges Haupt, selten oder kaum einen Monat im Jahr ohne weiße Schneelocke, sich rechts neben uns erhebt. Südlich von der Straße im „Moos“ ragt die rothe Kuppel des Thurms von Hinterzarten empor, dessen Kirchspiel weit zerstreut, ober- und unterhalb der Steig und um den Fuß des Feldbergs herum liegt. Hinterzarten soll ehedem „in der Zärte,“ nämlich in der zarten Jungfrau Haus geheißen haben, von einem Marienbilde, das zuerst daselbst aufgestellt wurde. Hier oben haben wir nun schon den eigentlichen tieferen Schwarzwald betreten.


Herr von Falkenstein.
(Fliegendes Blatt, auch abgedruckt in Herder’s Volksliedern. I. Th. S. 232.)

Es reit’ der Herr von Falkenstein,
Wohl über ein’ breite Haide.
Was sieht er an dem Wege stehn?
Ein Mädel mit weißem Kleide.

5
„Wohin, wohinaus du schöne Magd?

Was machst du hier alleine?
Willst du die Nacht mein Schlafbuhle seyn,
So reite du mit mir heime!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_407.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)