Seite:Badisches Sagenbuch 409.jpg

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„Wohl aus dem Lande, da zieh ich nicht,
Hab niemand was gestohlen:
Und wenn ich was hab liegen lahn’,
So darf ich’s wieder holen.“

(Siehe „Des Knaben Wunderhorn etc.“ Bd. I.)


Sagen von der Burg Falkenstein.

Wenn der Wanderer von Freiburg aus die Landstraße nach Schwaben einschlägt, führt sie ihn zuerst die ganze Länge des freundlichen Kirchzartner Thales hinauf und dann, sich einer von Ferne kaum bemerkbaren Oeffnung des Gebirges zuwendend, ostwärts weiter in das sogenannte Himmelreich. Hier freut er sich, noch von der etwas erhöhteren Straße herabblickend, der frischen Wiesengründe, die von den klarsten Bächen durchschnitten und mit zahlreichen Heerden bedeckt sind, des jugendlich dahinbrausenden Waldbaches und der unter malerischen Baumgruppen halb versteckten, zerstreut liegenden Höfe. Aber bald ändert sich die Ansicht, das Thal wird enger und wilder, tobender schäumt der Waldbach um die Granitblöcke, welche sich seinem Lauf entgegenstämmen. Von beiden Seiten drängen sich gewaltige Felsenmassen, oder steile, mit haltlosem Geröll bedeckte Abhänge hervor, die mit Nadelholz bekränzt sind. Nur links des Weges ziehen sich noch einzelne, zum Theil sehr ärmliche Hütten hin, über welchen auf einer Anhöhe weithin sichtbare Trümmer eines viereckigen Thurmes hervorragen. Der Umwohner hält sie mit Unrecht für die noch übrigen Reste der Burg Falkenstein; es stand hier nur ein Vorwerk mit geringem Umfange, vielleicht ein Wartthurm, um weiter hinab die Windung des Thales übersehen zu können. Des Gemäuers Dicke beträgt zwischen sechs und sieben Fuß, der innere Raum hat zwanzig Fuß in der Länge und vier und zwanzig in der Breite. Der Eingang ist an der westlichen Wand auf der Seite angebracht und im Gesteine noch unversehrt. Die wenigen Kreuzstöcke sind ausgebrochen, die Wände selbst ragen noch über das zweite Stockwerk hinauf. Der Graben zieht in unbeträchtlicher Tiefe auf drei Seiten um den Thurm; auf der vordersten Seite

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_409.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)