Seite:Badisches Sagenbuch 418.jpg

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Klewin seinen eigenen Panzer, machte sich mit seinem Vorhaben bekannt und befahl ihnen, wenn er anfinge, ihm zu helfen, wogegen er auch, wenn sie anfingen, ihnen helfen wolle. Dann nahm er noch den Pforrer und Andere mit sich und ging mit ihnen und noch einem besonders hinzu bestellten Pfeiffer in des Knechtes Haus. Hier ließ er Allen Essen und Trinken auftragen und befahl endlich dem Pfeiffer zu spielen. Unglücklicher Weise nahm ein gerade anwesender Freund des Weltin das Wort: man möge nicht pfeiffen, es sey schon spät, sie wollten schlafen. Da rief Einer der Hase: man müsse es doch thun, und in gleichem Augenblicke zuckte Klein-Künlin sein Schwert und gab unversehens dem Weltin den ersten Streich; worauf auch die Hase ihre Schwerter zogen und, wie der städtische Bericht sagt, den armen Knecht erschlugen in seinem eigenen Haus, zudem, daß sie ihn an seinem ehlichen Weibe entehrt und das Seinige gegessen und getrunken hatten und über seinen Willen in sein Haus gegangen waren. Pforrer und die Uebrigen wagten es wegen ihres Herrn nicht, etwas gegen diese Mordthat zu thun; alle bekannten einstimmig: „Klein-Künlin hätte den Todschlag mit einem Worte gewendet, wenn er nur gewollt hätte.“ Die beiden blutdürstigen Hase, welche so bereitwillig den armen Weltin hatten morden helfen, entgingen, wie sich bald ergeben wird, der gerechten Strafe nicht.

Natürlich fand bei solchen Vorfällen ein steter Wechsel der Knechte auf Falkenstein statt. Den, der nur noch einiges Gefühl für Recht und Sittlichkeit hatte, trieb der Abscheu fort und sein Herr sah sich beim Abschiede genöthigt, ihn zu bitten: „daß er ihm, wenn er ihm auch nicht gut seyn wolle, doch nicht zu Schaden sey.“ Der Bösewicht aber suchte seinen schmählich zusammengerafften Erwerb in Sicherheit zu bringen, und benützte bisweilen die erste Gelegenheit, sich mit einer Summe zu entfernen, die den Besitzern der Burg selbst „unbillig“ däuchte. Wenige, des wüsten Lebens gewohnte, eben so feige und unzuverläßige, als raubsüchtige und grausame Menschen blieben zurück, mochten aber wohl wenig zur gehörigen Vertheidigung der Burg beitragen, bis endlich durch eine der schreiendsten Gewaltthaten, die im Spätherbste des Jahres 1389 auf der Burg vorfiel,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_418.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)