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Mittem Chranz am Todtebaum, und briegen und schluchze. Hent ders denn nit g’hört? Er will’s jo wecke, wenn’s Zit isch. Und am Zistig druf, se chummi wieder zuem Vetter;
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D’Tubak-Dose hani richtig näume lo liege.
J. Peter Hebel.


Die Kinder im Stollenbach.

Auf der Mitternachtseite des Feldbergs liegt der Stollenbach, die Viehhütte der Gemeinde Zastler; dort begab es sich vor etwa 30 Jahren, daß ein Paar Kinder, ein Knabe und ein Mägdlein, als sie den ganzen Sommer hindurch – von Morgens früh bis Abends spät beisammen allein gelassen, – die Heerde weideten, sich nach und nach eine ganz eigene Sprache bildeten. Als man nach Heiligkreuz wieder heimfuhr in’s Thal, zeigte sich’s, daß diese Kinder die gewöhnliche Sprache gar nicht mehr verstunden; dagegen bedienten sie sich nun einer ganz eigenen, selbst erfundenen. Sie schnalzten nämlich auf eine besondere, so verschiedenartige Weise mit der Zunge, daß sie einander ganz wohl verstanden; auch wollten sie anfangs gar nicht anders miteinander sprechen, als so. Man mußte sie mit Gewalt dazu nöthigen, die gewöhnliche Wortsprache wieder neu zu lernen und anzunehmen.

L. H. B.


Feldberg.
Der Jäger.

Nicht ferne vom Feldberg, über einer der einsamsten Schluchten des Schwarzwaldes, sieht man noch das zerbröckelte Gemäuer einer alten Burg, deren Namen verloren gegangen ist. Doch hat sich noch folgende Sage davon erhalten.

Der letzte Bewohner des Schlosses war ein reicher Graf, der jedoch, außer dem Waidwerk, keine andere Lust und Beschäftigung kannte. Er hegte das Wild in seinen Forsten so reichlich, daß es die Felder der umwohnenden Bauern gänzlich verwüstete und viele armen Leute darüber Hungers starben.

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_434.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)