Seite:Badisches Sagenbuch 444.jpg

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schönsten und höchsten Tannenbäume, neben dem ein klarer Felsenquell hervorsprudelte, ein aus Lindenholz geschnitztes Marienbild mit dem Jesuskinde, welches ein Triberger Bürger, Friedrich Schwab, als Opfergabe für die an diesem Felsbrünnlein erhaltene Genesung vom Aussatze im Jahr 1680 hier angeheftet hatte. Die Soldaten, in den ungewöhnlichen Tönen eine Huldigung der Engel ahnend, welche hier der Gottesmutter gebracht werde, bezeugten dem Bilde ihre Ehrerbietung, faßten dasselbe in eine blecherne Kapsel mit der Ueberschrift: Sancta Maria, patrona militum, ora pro nobis! und befestigten eine Opferbüchse daran, in die so reichlich gespendet wurde, daß bald eine hölzerne Kapelle errichtet werden konnte. Bis zum Jahre 1696 waren die milden Gaben schon so beträchtlich angewachsen, daß der Bau einer großen Kirche begonnen werden konnte, deren Grundstein ein Hauptmann von Kageneck legte, zu dessen Regiment die Soldaten gehörten, welche die Aeolsharfentöne hörten und das Marienbild fanden. Oestreichs und Badens Fürsten, so wie andere hohe und niedere geistliche und weltliche Personen unterstützten das Werk, welches im Jahr 1709 vollendet wurde, reichlich und begabten es noch zudem mit bedeutenden Einkünften; auch andächtige Pilgrime, von religiöser Begeisterung ergriffen, strömten bald von allen Seiten zu dieser neuen Wallfahrtsstätte.

J. A. Rueb.


Die sieben Höfe im Rittiswald.

In Waldkirch lebte einst eine edle Frau, Namens Magdalena Lützelmann; diese hielt einst bei der Herrschaft Triberg darum an, ihr so viel Feld zu gewähren, als in einem Tag mit einem Pflug umfahren werden könnte; da ihr nun dies Gesuch bewilligt worden, ließ sie ein kleines Pflügchen von Gold verfertigen, dasselbe mit Pferden bespannen und durch ihren Knecht um die sieben Höfe im Rittiswald herumfahren. Als dies geschehen, berichtete sie es nach Triberg und sprach die sieben Höfe als ihr Eigenthum an; die Herrschaft aber wollte nicht Wort halten und schlug es ihr ab; darüber aufgebracht, ließ die Edelfrau die sieben Höfe ausplündern und verbrennen, und seitdem ist jener Wald öd’ und wild verblieben; nur im

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_444.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)