Seite:Badisches Sagenbuch 450.jpg

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des Teutschherren-Ordens, in die sogenannte Freiheit. (Ort, in welchem Verfolgte freies Asylrecht genossen.) Da ihm dort der Stadtrath nichts anhaben konnte, beschloß er, mit ihm zu kapituliren. Wirklich fügte sich Romeias den gestellten Bedingungen, schwor sein unordentliches Leben ab und erhielt bis auf seinen Tod den Genuß der sogenannten weißen Pfründe im heiligen Geist-Spitale, in dessen Kirchlein, wo heut zu Tage das Kornhaus steht, er auch begraben wurde.[1]

Auszug aus Heinrich Hug’s Villinger Chronik.

Item A. D. 1498 auf Concept. Mariæ, da ward Einer gefangen, der hieß Romeyus Man und ward gelegt in den Diebsthurm von wegen etlicher Reden, die er gegen den Stadtschreiber und den Schultheißen Hans von Frankfurt getrieben sollte haben; und lag im Thurm bis Weihnachten, da hatte man einen gebotenen und zusammengeläuteten Rath, und ward mit dem Mehr erkannt, daß er (Romeyus) sein Leben mit einem Stück Brot und Wasser in dem Thurm aufgeben und beschließen sollte; was aber ihm seine Freunde und gute Gönner um Gottes Willen gäben, das möchte man wohl leiden. Da gaben ihm dieselben je einen um den andern Tag im Thurm zu essen, und auch der gemeine Mann hatte groß Mitleiden mit ihm, aber es mocht ihm nit zu Hülf kommen. Und begab sich hernach in der Fasten, daß des Herzogs von Bayern Zeug allhieher kam. Der wollte in’s Hoch-Burgund reiten; dem zeigten fromme Leut an und hielten ihm des Romeyus Sache für, warum er also hart gefangen war; dazumal baten für ihn drei Grafen, auch sieben Ritter und Freiherrn etc. Aber es half Alles nichts; ein ehrsamer Rath vermeinte, er müßte im Thurm sterben, nach Ihrer Erkenntniß, und ließen ein Brück (Blockhaus) aus eichenen Fleckling (Planken) in den Thurm machen und verwahrten ihn gar wohl, daß ihm kein Mensch von dannen helfen möchte. Da rief er Jesum Christum, auch Maria die Mutter Gottes und alle seine liebe Heiligen also getreulich an, und lugte dabei was ihm gut seyn mochte. Indem so wurde ihm ein Messerlein eines Fingers lang in den Thurm geschafft, damit brachte er mit Hülfe des Alllmächtigen also viel zuwegen, daß er einen Spreißen (Riß) nach dem andern in die Mauern brachte, bis er oben an die Bühne kam, da hatt’ er große Noth, denn die Balken all gar groß und eichene Fleckling waren. Er arbeitete aber so streng Nachts mit dem Messerlein und trieb es also lang bis an unsers Herrn Frohnleichnams Abend


  1. Von diesem Berichte, den ich der gütigen brieflichen Originalmittheilung des Herrn Chorregent Dürr zu Villingen verdanke, weicht in einigen Punkten die Erzählung von Romeias’ Gefangenschaft ab, welche sich in der handschriftlichen Chronik des Heinrich Hug von Villingen (im Besitz des Generallandes-Archivs zu Carlsruhe) befindet. Ich lasse sie, vergleichshalber, in modernisirter Abschrift hier folgen.
    Anm. des Herausg.     
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_450.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)