Seite:Badisches Sagenbuch 470.jpg

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Ding noch etwas ab; denn am Ende muß es sich doch noch zeigen, was es sey. Aber mir fällt ein, daß wir unser Küchenkamin noch nicht untersucht haben. Vielleicht hat sich Jemand dorthin verborgen, der gerne die Paar Speckseiten holen möchte, die noch darin aufgehängt sind.“

Kaum hat der Salmenwirth seine Rede geendet, so pfeifts und flüsterts und zischt es wieder und zwar dieses Mal von der Seite des Ofens her, so, als ob der Laut aus dem Kamin käme.

Flugs wischen jetzt der Salmenwirth und sein Knecht mit dem treuen Türk in die Küche und horchen daselbst. Da vernehmen sie denn ganz deutlich zu oberst aus dem Kamin herab das Gezisch und Gepfeife, gerade dem ähnlich, das man zu machen pflegt, wenn Einer dem Andern ein Zeichen gibt und ihn herbeirufen will. Jetzt wird’s dem Salmenwirth etwas unheimlich; denn der Türk streckt die Nase gewaltig in das Kamin hinauf und windet und sträubt die Haare, als wär’ etwas, ob dem er sich entsetzt, oben im Kamin.

Der Hausknecht hatte unterdessen die Kaminleiter zurecht gestellt und stieg nun, in der Rechten die Hellebarde, in der Linken die Laterne haltend, die Sprossen langsam hinan und sah sich sorgsam im Kamin um. Auf einmal rutscht er hastig drei Sprossen herab, lehnt die Hellebarde an die Heerdwand und schlägt ein Kreuz über das andere.

„Was fehlt dir Hans?“ fragte der Salmenwirth.

„Herr,“ antwortete der Knecht, „sagt mir, hängt noch ein Hinterviertel von dem Bock im Kamin, denn wir zur Lichtmesse schlachteten? Denn dort oben sehe ich einen Bocksfuß.“

„Der Bock ist längst verzehrt,“ antwortete der Salmenwirth, „und wenn du einen Bocksfuß siehst, so hat der Teufel hier sein Wesen und wir müssen auf der Hut sehn. Rufe meine Leute zusammen!“

Jetzt wurde das ganze Haus in Aufruhr gebracht. Man schickte nach Geistlichen und alsbald erschienen zwei derselben. Diesen erzählten der Wirth und sein Knecht das Abenteuer dieses Abends und die Erscheinung des Bocksfußes im Kamin und Alles, was sie gehört und gesehen und nicht gehört und gesehen hatten.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_470.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)